Heute und Panikmodus

Geschlafen habe ich. Traumlos. Fest. Ich war einfach völlig erschöpft. Die Panik ist gestern Abend immer wieder hochgeschwappt. Verschlimmerte sich als es dunkel wurde. Panik und Angst vermischen sich mit der Trauer um Rebeca. Morgen ist es ein Jahr her. Lex kann einiges auffangen – aber er ist noch so klein.

Ein verdammtes Jahr ohne meine Mini. Es passiert immernoch, daß ich sie auf dem Sofa liegend erwarte. Ich abends im Bad stehe und mir die Zähne putze und ich glaube sie jeden Moment um die Ecke kommen zu sehen. Sie ist einfach noch so da.

Lex ist da, Lex ist wirklich da. Er ist so anders. Man hört ihn praktisch nicht wenn er läuft. Dennoch ist er sehr kommunikativ – er hat gerade seine Dannbellichebenallesan-Phase. Auch er muss erst lernen, daß es andere Möglichkeiten gibt. Es gehört einfach zur normalen Entwicklung. Doof ist es, wenn er einem direkt ins Ohr kläfft – er hat schon jetzt ein beeindruckendes Organ. Man riecht ihn auch nicht. Mini war ja – wie alle Bullys – ein laufender Furz. Ein laufender stinkender Furz. Lex dagegen mieft auch schon mal – aber nur wenn sein Fell nass wird. Wobei miefen wohl auch übertrieben ist. Etwas nach nassem Hund, eher dezent. Ansonste riecht er nach Hühnchen – ja, kein Schreibfehler Hühnchen nicht Hündchen.

Im Laufe des Tages wird ein Paket abgeholt. In meinem Welpeneifer hatte ich 15kg bestes Trofu-Belohungsleckerli bestellt. Das Pröbchen hat er gern genommen… Anfangs… kurz… Es wird also jemand klingeln. Ja. Das macht mir Angst. Ich muss die Tür aufmachen und es könnte auch jemand anderes sein. Ich… Ich habe alle vorbereitet, das Paket steht auch schon an der Tür. Ich muss dem Boten nur noch die 8 Euronen in die Hand drücken. Der Weg an die Tür ist auch für Lex verstellt. Da muss ich meine Aufmerksamkeit nicht verteilen.

Schwer war es heute Morgen die Jalousien hoch zu machen… Das hatte ich auch lange nicht mehr. Gerade jetzt im Winter ist es schon ein ziemliches ‘preisgeben’ für mich. Kein Laub mehr an den Bäumen. Theoretisch kann man direkt von der Straße ins Haus gucken. Praktisch interessiert es wohl die wenigsten.

Ich sehe wie der Bote vorfährt, eine Panik durchfährt mich wie ein Blitz. Bote. Der darf das! Nichts passiert. Die Firma hatte dringend gebeten, daß ich zu hause sein soll. Das große Paket steht draussen. Es wird mitgenommen. Ein entsprechender Vermerk liegt im Briefkasten. Auch gut. Dennoch zittern mir die Beine. War das richtig? Ja, war es!

Der Tag schlägt mir ziemlich auf den Magen. An Training ist in dieser Woche definitv nicht zu denken. Ich habe so schon kaum Kraft meinen Alltag zu bewältigen.

Da der Bote inzwischen da war, steht es mir nun auch wieder frei mit Lex eine Runde zu drehen. Ob ich dabei wieder verfolgt werde? Ich trau mich einfach nicht. Die Schwelle ist auf einmal um einiges höher. Ist das auch ein Wunder? Wahrscheinlich werde ich, wenn ich dann doch rausgehe, so fürchterlich nervös sein, daß Lex keinen Schritt vor den anderen setzt. Ich glaube das steht in keinem Verhältnis. So kann und will ich mit ihm nicht Draußenistcool spielen.

Ich versuche es. Nein. Nein. Es klappt nicht. Noch bevor ich überhaupt die Haustür ansteuer, noch bevor ich meine Jacke angezogen habe, noch bevor ich die Leckerlis für Unterwegs vorbereitet habe, verspannt sich meine Kiefermuskulatur so sehr, daß ich nicht mehr nach Lex rufen kann. Ich zittere stark. Muss zurück ins Wohnzimmer. Ich kann Lex kaum in den Garten lassen, ohne daß mich eine Welle der Panik erfasst. Ich weiß nicht was ich machen soll.

Meinen Vormittag verbringe ich damit mir verschiedene Gruppen bei Facebook anzugucken. Kontakte knüpfen. Schauen. Andere Menschen kennen lernen. Andere Assistenzhundebesitzer. Ich frage nach Erfahrungen Kostenübernahme betreffend. Es kommt anders als ich denke. Es sind auch überall nur Krähen und Geier am Start!

Nachdem mein Mann mehrfach bei Nalas Besitzer nachfragt wird endlich ein Post Lex betreffend veröffentlicht. Was gestern vorgefallen ist, darauf wird nicht eingegangen. Ich verfasse ein Kommentar unter einem der Posts. Ich kann und will das nicht so stehen lassen. Gleichzeitig wende ich mich an die Polizei. Ich weiß nicht wie ich mit der Situation umgehen soll. Erfüllt es einen Straftatbestand? Wird evtl. auch die Polizei über Nala-Sichtungen informiert? Was kann ich selber tun?

Es ist gerade alles wie ein Fass ohne Boden. Ich möchte doch einfach nur wieder heile werden. Einfach ganz normal das Haus verlassen, ohne Angst, ohne Panik. Ich möchte einfach auch mal einen Tag genießen können. Unbeschwert lachen. Die Zeit mit Lex genießen… Nein. Ich mag heute nicht mehr. Mein Exkurs in die Außenwelt fördert wirklich ein paar Kuriositäten zu Tage. Selbstdarsteller. Besserwisser.

Tschüss

Ist ja nichts passiert. Nein. Kann ja jeder immer alles machen was er will. Vorallem mit mir.

vor 6 Jahren

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