Alles raus lassen und es ist wie es ist

Mir fällt dieser Tag so schwer. Gestern war nach einer guten Gassirunde keine Laune mehr da. Mein Training im Anschluss war schlecht. Kraftlos. Kein Vorankommen.

Ich muss immer wieder von Null anfangen. Keine Steigerung, keine Verbesserung. Ein auf der Stelle treten. Schlimmer noch Rückschritte. Ich versuche mir das immer wieder schön zu reden. Das ist eben so, kein Weg geht gerade aus. Aber immer wieder von ganz unten? Es wird Wochen dauern bis ich an dem Punkt von vor einigen Wochen bin. Darüber hinaus gibt es nichts. Es geht nicht weiter. Die Frustration ist einfach schon mit Beginn des Training so unheimlich hoch, daß es nur schlecht werden kann.

Aber woher nehmen die Motivation? Es ist ja nicht so, als würde es nur eine Phase sein. Diese Phase ist da seit dem ich angefangen habe. Ich stelle einfach wieder alles in frage. Den Sinn und Zeck meines doch eigentlich geliebten Trainings. Ist es nicht Sinn der Sache mir Kraft zu geben. Mir eine Auszeit von mir selbst zu gönnen. Zu tun was ich immer tun wollte?

Ja… es ist wieder ein Teil von dem ich mich wohl verabschieden muss. Ein Traum der platzt. Ein weiterer zu den unzähligen anderen. Ich bin 32 Jahre alt. Und auf was blicke ich zurück? Eine EU-Rente, die im September ausläuft. Das ist alles was mir von meinem Berufsleben geblieben ist. Naturwissenschaften, vielleicht sogar Medizin studieren – das war immer mein Wunsch. Jetzt kann ich nicht mal drei Seiten in einem beschissenen Buch lesen.

Mein Training, mein so sehr geliebtes Training. Irgendwie auch eine Erfüllung eines Wunsches. Ich war sofort fasziniert, als ich zum ersten Mal damit in Berührung kam. Vielleicht mache ich es auch einfach nur falsch. Falsch. Falsch. Falsch.

Mir ist gestern wieder zu spät eingefallen meine Bedarfsmedikation zu nehmen. Stattdessen war es ein unglaubliches Auf und Ab. Lachen, weinen, schreien, brüllen. Es hat sich fast sekündlich abgewechselt. Mittendrin Lex.

Mein Mann hat heute einen Tag Homeoffice. Ich bin so froh, daß er da ist. Es hat natürlich einen Grund warum er heute hier ist. Wir haben gleich einen Termin bei einem Spezialisten, der sich Lexs Hüfte anschaut. Die Tierärztin lässt nicht locker. Hat uns aber versprochen, den Mund zu halten sobald wir dort waren und doch alles ok ist.

Ich bin nicht beunruhigt. Dennoch trägt es nicht zur Entspannung bei. Lex ist in seinem Leben nicht eine Treppe gelaufen. Wir achten fast schon peinlich genau dadrauf, daß er nicht springt, nirgendwo hoch und runter hüpft und er schön läuft um eine gute solide Muskulatur aufzubauen.

Ernährung wird sicher auch wieder Thema sein. Ich habe ganz genau aufgeschrieben was er bekommt. Welche Fleischsorten, Menge und Prozentangaben, auch die Zusätze. Obst und Gemüse bekommt er in kleinen Mengen zum Kennen lernen. Getreide bekommt er nicht. Der Pansen und der Blättermagen sind nicht gereinigt, sprich es ist noch das vorverdaute Futter des Tieres drin. Sicher, es entspricht nicht unbedingt dem Mageninhalt eines wild erlegten Tieres. Es kommt in meinen Augen aber einer natürlichen Ernährung näher als die Fertigfuttermischungen. Ist es nicht so wie beim Menschen? Mach es selbst anstatt auf Fertigprodukte zurück zugreifen. Letztendlich ist es fast schon eine Glaubensfrage und die Art und Weise der Fütterung eines Hundes wird genauso kontrovers diskutiert wie die des Menschen.

Mein Therapeut hat sich gemeldet, nächste Woche werden wir telefonieren. Die Krankenversicherung hat sich jetzt nicht wirklich aussagekräftig zum weiteren Verlauf der Therapie geäußert.

Mein Mann hat gestern noch mein Interview gegen gelesen und für gut befunden – inzwischen mag ich nicht mehr lesen was darin steht. Kommt es mir doch so blöde vor. Alles was ich dadrin beschreibe und ja, ist halt heute sowas von nicht richtig – ist das falsche Wort – fühlt sich einfach nicht so an.

Zurück zu Hause sind wir alle drei gleichermaßen erleichtert und geschafft. Lex Hüfte ist in Ordnung. Seine Knie sind etwas locker, daß sollte sich aber mit Aufbau der Muskulatur geben. Beobachten. War eine gute Erfahrung für Lex. Netter Tierarzt, alles entspannt und ruhig. Im Anschluss – wir waren beide etwas erstaunt, daß es beim Tierarzt so glatt verlaufen ist, wir hatten mit ordentlich Gebell gerechnet und das kann er ja wie ein großer, sind wir noch in die Firma meines Mannes gefahren. Trotz der vielen Menschen, war Lex ruhig und entspannt. Hat sich streicheln und kraulen lassen, hat gespielt und dann einen dicken See in den einzigen Raum ohne Teppich fließen lassen.

Ich bin besser drauf, aber auch ziemlich kaputt. Vielen Menschen sind auch für mich unheimlich anstrengend.

Tschüss

vor 6 Jahren

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