Kein Weiterkommen

Ein paar Tage Funkstille… manchmal ist das so. Die Tage waren arg durchwachsen. Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Wieder das übliche Thema. Ich rufe um Hilfe und werde einfach weiter gereicht. Grade eben bei einem Tiefenpsychologen angerufen, also ich, nachdem er meinem Mann gesagt hat dass er mit ihm nicht sprechen würde. Für mich ist das eine extrem belastende Situation, jemand Fremden anrufen und mit dem auch noch sprechen. Ich muss mich oft tagelang davon erholen. Darum übernimmt mein Mann diese Aufgabe für mich, im weiteren Verlauf kann ich das dann auch mal alleine. Ich war vier Jahre bei einem Verhaltensphsychologen in Behandlung, dieser riet mir zum Schluss dringend einen Tieferpsychologen aufzusuchen. Seit Monaten suchen wir. Mal mehr mal weniger. Am Wochenende war es wieder Streitpunkt zwischen uns. Ich muss meinen Mann immer wieder daran erinnern. Ruf bitte an, es ist dringend. Ich brauche dringend Hilfe…

Heute dann endlich. Nein, er will daß du anruft. Ich habe keine andere Wahl ich muss es machen. Ich brauche dringend jemanden. Ich setzte viel in diesen Anruf und riskiert für mich einiges. Schon vorher zittere ich am ganzen Körper, meine Stimme ist kaum zu hören und mein Hals wie zugeschnürrt. Trotzdem kann ich einige Worte heraus bringen. Ja. Nein. Pech gehabt. Tiefenpsychologie ist ja völlig falsch. Ich muss eine Traumatherapie machen – ich glaube kaum, dass sich mein Therapeut da vertan hat… Er sucht Nummer um Nummer raus. Es interessiert mich nicht. Mein Kopf ist längst wo anders. Dafür habe ich angerufen? Um wieder zu hören, daß ich falsch bin? Das sich keiner meiner annehmen kann und will? Dafür habe ich zwei Tage völligen Systemausfall gegeben? Dafür? Eine halbe Stunde später bin ich immernoch in Tränen aufgelöst. Lex liegt quer über meinen Schoß, leckt immer wieder mein Gesicht, bellt leise. Ist einfach da. Hört sich still meinen Kummer an.

Ich habe die letzten Tage nicht an Training denken können, habe mir die Woche frei gegeben. Am Samstag habe ich mich auch schon wieder etwas besser gefühlt nur um dann wieder in ein Loch zu fallen. Ich mag nicht mehr. Ich mag einfach nicht mehr. Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll. Ich reagiere inzwischen anders auf meine Notfallmedikation. Ich habe gestern den kompletten Tag mehr oder weniger geschlafen. Ob wohl ich die Pille schon morgens nehmen musste, war ich auf unseren Gassiausflug noch immer eine tickende Zeitbombe. Ich ertrage das nicht mehr. Ich möchte einfach einen stink normalen Tag erleben ohne ständig zwischen dem einen oder anderen Extrem zu hängen. Es macht mich fertig. Es frisst mich auf.

Heute morgen sehe ich wieder aus als hätte ich die Nacht in einer Kiste geschlafen. Aufgedunsenes Gesicht, verqollene Augen mit dicken Schatten. Ich fühle mich unwohl in meiner Haut. Mag mich nicht anschauen. Soll ich Lex wirklich auf dieses Medikament konditionieren?

Der Tag kriecht. Ich bin mal hier und mal da mit meinen Gedanken. Lex hat sich zwei mal übergeben, ich glaube das war das Trofu beim Gassi. Hat er gestern auch ins Auto gekotzt. Ich gehe in den Keller, kümmere mich um die Wäsche. Training muss sein. Ich will es doch! Es ist anstrengend, frisst sehr an mir.

Dann kann ich nur noch liegen.

Tschüss

vor 6 Jahren

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