Kiesel im Teich und mehr Struktur

Ich kann die Nächte an denen ich nachts aufgestanden bin, weil ich es im Bett allein mit meinem Kopf schlichtweg nicht ausgehalten habe, an zwei Händen abzählen. Oft wälze ich mich bis in den Morgen mit mir selbst kämpfend rum. Warum. Vielleicht hilft es wirklich seinen Gedanken Luft zu machen. Anstatt immer und immer wieder ein Gespräch mit sich und sichselbst zu führen, es aufzuschreiben. Hätte ich eine beste Freundin, würde ich sicher von dem ungeschriebenen Gesetzt “wann immer jeder Zeit” gebrauch machen. Hab ich aber nicht. Mein Mann schläft und das ist gut und wichtig. Ihn hat es, zusätzlich zu seinen fiesen Zahnschmerzen, auch nicht weniger in Mitleidenschaft genommen.

Gestern, ja – ein kurzer Blick auf meine Uhr sagt mir, daß es schon eine Geschichte von gestern ist – ich weiß einfach nicht wo und wie ich anfangen soll, wie ich die Sache deutlichen machen kann. Wie es sich für mich angefühlt hat, noch immer anfühlt. Theoretisch ging es mir gestern ganz gut. Ich habe langsam wieder meine Fühler in alle Richtungen ausgestreckt, habe mein absolutes Problemhäkelprojekt passend zur gestrigen Babygeburt fertig bekommen – doppelt yey -, habe die Lebensmittellieferung für den Mittag bestellt gehabt und wie ich finde außerordentlich gut in Empfang genommen, mit Lex absolut null Themen gehabt, bzw. mich gefühlt klar ausdrücken können. Natürlich gab es auch Platz für ein kleines Tief, was sich aber ob der Vorfreude auf die Welpengruppe (Junghundgruppe wie auch immer, sie wächst mit den Hunden) relativ schnell wieder in den Hintergrund verzogen hat – Dinge, die nicht in meiner Hand liegen nur leider immer wieder schmerzhaft bewusst werden, weil es einfach so nicht richtig ist… Aber ja. Lex stand nun erstmal im Vordergrund. Theoretisch ist auch nichts weiter schlimmes passiert. Es ist einfach ein Missverständnis gewesen, was sich – zum absoluten Positiven – aufgelöst hat. Es aber dennoch eine so für mich typische Situation dargestellt hat. Toller Tag, kleine Freude, großer Optimismus, fast grenzenloser Tatendrang und bääm, der Kanickelfangschlag – alle Hoffnungen, alle Zuversicht, all das wird binnen Sekunden zerschlagen und hinterlässt nichts mehr als einen richtig fiesen Beigeschmack. Ein Missverständis, was bei mir eine Lawine ausgelöst hat.

Ich weiß nicht, vielleicht ist meinem Mann und mir einfach in dem Moment die Tragweite dessen bewusst geworden in was wir da eigentlich stecken. Hätten wir die Leute, die wir JETZT an der Hand haben vor einigen Monaten gehabt, wären manch Entscheidung so nicht gefallen. Wäre aus diesem unserem Abenteuer nicht die Odyssee geworden, als die sie sich entpuppt hat. Sicher eine kleinere Version davon, ich fürchte aber, sie wird noch weit großer als wir es uns bisher haben ausmalen können und das macht mir gerade ziemliche Angst. Wenn es sich doch in einem Moment so gut und richtig angefühlt hat, wie kann es dann im Wahrheit falsch sein?

Es ist wieder so ein Gefühlsding. Die Situation hat mir gezeigt, daß ich mich auf mich und mein Gefühl nicht verlassen kann. Erscheint etwas gut, muss es schlecht sein. Warum sonst ist gerade das passiert was da passiert ist? Es ist schlichtweg ein intensiverer Austausch gewesen, den wir definitiv schon eher hätten haben müssen, aber hey, es ist wie es ist. Wir können jetzt viel besser, viel gezielter weiter arbeiten. Also alles im allen eine absolut gute Sache. Aber ja, die Sache mit dem Gefühl. Ich fühle mich einfach schlecht, dämlich. Ich war im Gespräch im Anschluss nicht in der Lage einen klaren Satz heraus zubringen. Die Worte kommen einfach nicht aus meinem Mund. Auch jetzt noch kann mein Kopf nicht akzeptieren, daß alles in Ordnung ist. Ich bin von mir selbst enttäuscht mich selbst so getäuscht zu haben. Mich selbst so in mir getäuscht zu haben. Wieder auf etwas vertraut zu haben was falsch war, was vermeintlich falsch war.

Obwohl ich schreibe, lösche und schreibe. Denke, alles raus lasse, wird es nicht besser. Weil ich irgendwie ein Auge auf meinen Mann haben muss, er wird morgen, also gleich definitv zum Zahnarzt geschleppt, will und kann ich keine meiner Pillen nehmen. Ich kann nicht wie ein Stein pennen wenn was ist. Abgesehen davon wäre es auch nur ein Abschießen und kein erholsames schlafen.

Mir machen solche Situationen auch nur wieder bewusst wie allein wir mit uns sind. Nicht nur, daß ich mich selbst isoliere, ich isoliere auch meinen Mann. Es fehlt einfach an Austausch in jeder Hinsicht. Ja. Da kommen gerade viele Themen und Baustellen hoch. Eigentlich hatte ich mir erhofft jetzt etwas schlafruhiger zu werden… Stattdessen ziehen meine Gedanken immer weitere Kreise. Irgendwie war der Abend der berühmte Kieselstein im stillen Teich. Morgen Abend, also heut abend, dann wen dieser mein kleiner Beitrag online geht – werden wir unsere betreute Gassirunde in Hannover haben. Wir werden natürlich auch über all das sprechen, was gestern Thema in der Welpengruppe war. Ja um das geht es. Es war nicht klar von uns kommuniziert, daß wir eigentlich zwei Trainer haben und es stellte sich logischer Weise die Frage, nach dem Warum. Natürlich ist die Welpengruppe nicht nur der Punkt für die Sozialisierung, dafür wird einfach zu viel Wissen und Technik vermittelt, aber das ist auch der Knackpunkt, wo kommt es zu Überschneidungen, was wird wie, wann und warum gemacht. Bisher sah es für uns wie eine wertvolle Ergänzung aus, arbeiten doch beide Trainer nach dem gleichen Konzept – es gibt aber einige Übungen, die wir für uns anders aufdröseln müssen, weil eben ein ganz anderes Augenmerk auf der Sache liegt – und das müssen beide Trainer wissen – ganz klar. Und ja, Lex, ein Aussie ist nicht die beste Wahl für uns. Das heißt nicht, daß unser Ziel ein Ding der Unmöglichkeit ist, nein, es wird nur sehr viel mehr von uns abverlangen. Nach jeder Gruppenstunde, werden wir in Zukunft noch ein Einzelgespräch führen.

Eigentlich sind wir auf den besten Weg den wir in dieser Situation haben können. Es ist eben nur die Sache mit dem Vertrauen in sich selbst und dem was man macht, denkt, in dem wie man handelt und wie sehr man sich selbst dabei im Weg steht. Morgen Abend wird die Welt definitv anders aussehen.

Ich glaube dennoch, irgendwo, daß es einen Grund gibt warum all das so gekommen ist, wie es ist. Es wird einen Grund geben warum sich Wege kreuzen und wieder trennen. Sei es nur um eine Menge Chaos zu stiften.


Es ist morgen. Ich habe dann doch noch etwas schlafen können, nach einer kleinen Pipirunde auf der Wiese und einem vergeblichen Versuch Lex zurück in seine Box zu schicken – mein Fehler, die Tür war zu und ich habe es im Halbdunkel nicht sehen können. Ich habe mich tatsächlich auch ein wenig entspannen können. Die neue Situation als das annehmen können was sie ist. Eine neue Situation mit neuen besseren Möglichkeiten. Das ist mir allerdings wieder abhanden gekommen. Die Realität hat ziemlich ordentlich zugeschlagen mit all ihren Gefühlen, mein Versagen und meinen Unzulänglichkeiten. Überkritisch sehe ich all die Baustellen. Aber ist das nicht eine absolute Notwendigkeit um Besserung zu erreichen? Erkennen um ändern zu können? Versuche ich das nicht schon so lang. Gefühlt fällt mir alle naselang auf, was alles an Brocken in meinem Weg liegt. Bisher habe ich wohl nicht die richtige Spitzhacke gefunden. Ich glaube ein Assistenzhund ist eine der härtesten Therapieformen, die ich hätte wählen können. Es fordert mich in sämtlichen Bereichen. Ich muss gleich alle meine Baustellen, alle meine Brocken in Angriff nehmen. Ich kann mich da nicht herauswinden.

Training, ja oder nein. Ich bin mir unsicher und wenn ich mir unsicher bin, sollte ich nein wählen. Es steht ein neuer Zyklus Wendler 5/3/1 an, Gewichtserhöhung für die Oberkörpereinheiten um 2,5kg und die Unterkörpereinheiten um 5kg. Klingt für mich aktuell enorm viel. Es bedeutet auch mal eben eine Steigerung um 5, bzw 10kg im Verlauf der letzten Wochen. Irgendwo ist auch Schicht im Schacht. Insgesamt habe ich aber schon auch eine Verbesserung meiner Technik bemerkt. Gerade Kniebeugen gehen inzwischen deutlich besser. Die Konzentration auf nur zwei verschiedene Übungen ist aktuell einfach unschlagbar. Das Bedürfnis nach mehr Abwechslung besteht einfach gar nicht. Ernährungstechnisch läuft es wie es läuft. Ich achte auf Hochwertigkeit der Lebensmittel, wobei mir auffällt, daß ich mehr und mehr auf Fleisch verzichte. Ein, zwei Mal die Woche. Ich habe ja schon immer ein gutes Stück Fleisch sehr genossen. Es stehen auch noch einige Burgerexperimente auf meinem Plan, die heben wir uns aber für die nächsten Dates mit Cousinchen, Schwiegersin und Zwergi auf. Wir hatten Cousinchen versprochen jeder Zeit für eine blutige Fleischeslust zur Verfügung zu stehen. Tatsächlich beschränkt sich unser aktueller Fleischvorrat, aber auch nur auf das Futter für Lex, etwas pulled Pork und einige Stücken Rind und Huhn. Die True ist weit entfernt von randvoll.

Ich muss den Tag auf mich zu kommen lassen. Und wenn ich gleich schlafen möchte, dann tue ich das auch. Ich denke es muss ein Übungsplan für Lex her. So sehr ich mir immer alles vornehme, so sehr geht es dann im Laufe des Tages unter. Kein Training. Zeit für mich. Ruhe für Lex. So eine Gefühlsexplosion nimmt mich doch auch körperlich mehr mit als ich gern zugeben möchte. Ein Training on top, würde wahrscheinlich nur einen Kommplettausfall von mehreren Tagen provozieren.

Tschüss

vor 6 Jahren

2 Kommentare

  1. Lex ist noch so klein. Und wie ich schon geschrieben habe ist für einen kleinen Aussie Ruhe ja ganz wichtig. Schön wäre es doch schon, wenn ihr beide üben würdet miteinander entspannt zu sein 🙂
    Ich kann das so gut nachfühlen. Ich hatte auch schon einen Aussie der, im Nachhinein betrachtet, absolut die falsche Rasse für mich war. Und meine jetztige junge Hündin fordert mich ebenfalls in allen Bereichen. Sie ist kurz nach meiner stationären Therapie eingezogen und in den ersten Wochen dachte ich, ich hätte den schlimmsten Fehler aller Zeiten gemacht und ich sei ein ganz schrecklicher Mensch, der einfach für kein anderes Lebewesen Verantwortung übernehmen sollte. Zum Glück geht es uns mittlerweile besser miteinander.

    Liebe Grüße & ganz viel Kraft, Miss Bluejay

    1. Ich glaube das ist einfach ganz viel aneinander gewöhnen und auch akzeptieren, daß nicht alles so läuft wie man es sich vorgestellt hat, oder vorstellt. Schließlich bringt jeder Hund auch seinen eigenen Charakter mit. Manchmal sieht man vor lauter Dingen die nicht so gut laufen nicht das was wirklich zählt. Es ist gut und wichtig dran erinnert zu werden.

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