Gassirunde und Horrortrip

Ich bin fix und fertig. Den ganzen Morgen schon ringe ich mit mir mit Lex eine Runde ins Feld zu gehen. Die Sonne scheint warm, der Himmel ist unendlich blau und der Frost auf Feldern, Wegen und Bäumen lädt gerade zu ein.

Ich fühle mich immer noch schlapp und elend. Wie in den letzten Tagen auch. Ich bin sehr schnell am Ende meiner Kraft und muss mir jeden Schritt fast schon zweimal überlegen.

Zu spät, Frauchen! Ich habe die Hasenköttel alle alleine gefressen.

Lex lässt sich brav Geschirr und Halsband anziehen – und wieder ausziehen- Das Geschirr kann doch etwas weiter gestellt werden. Die Gelegenheit nutzt er und rennt mit seinem Halsband im Maul auf und davon. Seit gestern ist er stolzer Besitzer seiner ersten Marke – Tasso! Es klimpert herrlich und Lex ist von diesem Geräusch hellauf begeistert.

Also Lex einfangen ohne ihn zum Spielen aufzufordern… Klappt dann doch. Anziehen die Zweite. Er wartet brav an der Tür und wir ziehen los.

Sitz – Go! Klappt auch hier an der Straße. Vom Pferdehof fährt ein fetter Trecker mit einem Anhänger voll Pferdeäpfel. Nasenfreude pur und das obwohl dieser Riesentrecker so nah an uns vorbei fährt. Lex macht das super.

Ein Auto fährt an mir vorbei und bremst ab. Ich denke mir noch, komisch, ist doch gerade am Ortsausgang vorbei?! Er fährt in den Feldweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite und lädt dort seinen Hund aus. Ah, ok. So ist das. Weiter gehts für Lex und mich. Soweit gehen wir nicht. Wir nehmen den Feldweg kurz nach Ortsausgang. Ich lasse einen Moment drauf Lex von der Leine. Seine Welpenleine schleppt er hinterher. Eine Art Sicherheitsanker. Er ist sehr aufmerksam. Kommt zu mir und holt sich ein Leckerli ab. Läuft doch gut, denke ich. Ich entspanne mich. Mein Ziel ist der kleine Bach.

Lex hatte gestern Abend schon ungeheuer Spaß daran. Wir gehen den Feldweg bis zum Ende. Das Auto steht immer noch in der Ferne. Irgendwie erregt es doch immer wieder meine Aufmerksamkeit. Am Ende des Weges ist ein bewachsener Erdhügel. Ungeniert setzte ich mich davor – ich muss pullern – ich bin einfach auch sehr aufgeregt. Weiter geht es. Wir laufen links am Hügelchen vorbei. Lex kommt nun langsam in die Gänge. Schnüffelt hier, schnüffelt da. Wir gehen den Weg ein Stück weiter als gestern, schlagen uns dann zwischen einer Reihe verkrüppelter Bäumchen hindurch.

Hier gibt es nochmal einen breiten Streifen Wildwuchswiese, dann kommt der kleine Bach. Lex taut nun richtig auf. Am Bach vollführt er wahre Tänze. Spring umher, macht Spielaufforderungen. Hin und wieder holt er sich ein Leckerli bei mir ab. Umkreist mich – es sieht aus als würde er grinsen!

Auch mit Frauchen alleine kann man gut Gassi gehen!

Die Straße ist praktisch leer. Man hört heute einfach mal die Vögel zwitschern. Das Auto fährt vorbei – aha, hat wohl seine Gassirunde beendet, Fenster offen. Was glotzt der denn so? Hat mich wohl pinkel gesehen – Shit happens! Ich versuche mir nichts weiter dabei zu denken.

Ja, Lex hat Spaß. Ich bin nun vollkommen entspannt. Langsam gehen wir, also ich, Lex im Galopp, am Bach entlang. Wir sind nun auf der anderen Seite am Hügel vorbei und beenden damit unsere Gassirunde.

Fraaauuuchen! HIIILFE!! Wasser ist naaass!

Es liegt noch ein Stück Feldweg vor uns, bevor wir wieder an der Straße sind. Auf Höhe des Friedhofes steht das Auto – scheint irgendwie zu warten. Fährt langsam in den Ort, bleibt dort stehen. Wirklich seltsam. Langsam fühle ich mich ernsthaft beobachtet, spüre sogar eine leichte Bedrohung. So ein quatsch, sage ich mir. Es ist nichts. Nur Zufall. Die Gassirunde war so schön, lass dich nicht verunsichern. Weiter!

Da kommt der Trecker mit einer neuen Ladung Mist. Wir schauen ihn uns an. Lex guckt diesmal etwas aufgeregter, bleibt aber ruhig.

Das Auto ist inzwischen in die Einfahrt vom Hof direkt im Ort gefahren. Der guckt mich an! Ich sehe es ganz deutlich auch aus der Entfernung. Ruhig wechsel ich die Straßenseite. HEIMFLUG!

Aus dem Augenwinkel sehe ich wie das Auto wieder los fährt, die Straße hoch IN MEINE RICHTUNG! Erst bin ich sauer, ich stehe direkt an der Haustür. Er fährt ganz langsam vorbei ich rufe laut

WAS IST !

Er fährt auf den Pferdhof dreht, kommt zurück und hält, glotzt mich an!

WAS WILLST DU !

Langsam fährt er weiter.

Panik, absolute reine Panik.

Ich schaffe es noch meinen Mann anzurufen. Der Mann hat bestimmt nur geschaut ob ich Nala (die Mini Aussie Hündin ist in der Silvesternacht weggelaufen und seitdem wird sie deutschlandweit gesucht – auch wir sind schon losgezogen, haben immer die Augen offen) dabei habe. Warum sagt er nix. Was will der Mann! Was ist wenn er nicht nach Nala geguckt hat!! Ich kann kaum sprechen. Ich glaube er ist weg.

Warum hat er nichts gesagt, wenn es Nala ist, die er bei mir vermutet!

***

Warum passiert immer mir sowas! Es hätte eine gute positive Gassirunde für mich werden können. Ein guter Schritt im Kampf gegen meine Angst und dann taucht so ein Arschloch auf!

Jedes Auto das bremsend am Haus vorbei fährt lässt mich aufschrecken.

Mein Mann hat Nalas Besitzer kontaktiert – sie wollen diesen Vorfall in ihrer Gruppe kommunizieren. Ich habe Angst. Was ist wenn er nicht nach Nala geguckt hat!

Ich habe einen entsprechenden Post auf meinem FB-Account geteilt. Zusätzlich habe ich Nalas Flyer – der seit ihrem Verschwinden an unserem Kühlschrank hängt – an die Haustür geklebt.

DAS ist Nala! Hier wohnt Lex!

Ich weiss nicht ob er nochmal vorbei kommt. Was er sich dabei gedacht hat. Wenn er überhaupt gedacht hat!

Ich konnte das Kennzeichen leider nicht erkennen. Dunkle Limousine, weißhaariger, wohl älterer Mann. Auf jedenfalls weißer Kopf. Großer Hund auf der Rückbank.

Es war für mich heute alles andere als einfach das Haus zu verlassen. Es war alles andere als einfach einen souveränen, gelassenen Eindruck auf meinen Welpen zu machen.

Ich habe mich erst nach und nach entspannen können und dann kommt so ein Trottel daher und lässt mich in fürchterlicher Angst und Panik hier zurück. Es wird Tage dauern bis ich mich davon erholt habe und mich nicht ständig umgucke und suche. Bis es aufhört sich beobachtet, gejagt und gehetzt zu fühlen!

Ich habe den Pferdehof kontaktiert. Es wurde dort bereits kommuniziert, daß es sich bei Lex nicht um Nala handelt. Es wurde auch direkt in der FB Gruppe weitergeben und auf Lex Seite hingewiesen. Auch der Besitzer von Nala hatte bereits versucht das ganze klar zu stellen. Und dennoch lauert man mir auf!

Fakt ist, mir wurde ABSICHTLICH AUFGELAUERT! Anstatt hier bei mir vorbei zuschauen und mal nachzufragen, wurde ich verfolgt! Wie asozial bist DU eigentlich!

Die Panik knallt auf und ab. Ich zittere so stark, daß ich meine Tasse Tee nicht halten kann. Mir ist kalt. So furchtbar kalt.

Mein Vermieter war eben da. Ich habe ihm alles erzählt. Er kam direkt nach dem er von meiner Nachricht gehört hat. Bei ihm ist seine rechte Hand. Nein, das ist eindeutig Lex und er ist ein Süßer! Sie versprechen mir, die Sache aufzuklären. Sie lassen mir eine Telefonnummer da. Melde dich wenn was ist.

Der Schaden den diese Person angerichtet hat ist immens.

Ich fühle mich hilflos und ausgeliefert. Immer wieder laufen mir die Tränen – ich bin völlig am Ende.

Tschüss

vor 6 Jahren

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