Belagerung und häkeln

Mein Mann war heute morgen so schnell. Da bin ich nicht mitgekommen. Ich musste mich auch erstmal hinlegen und noch etwas Kraft für den Tag sammeln. 

Ich fühle mich ziemlich erdrückt. Ich habe eine Menge zu erledigen und weiß nicht genau wo ich anfangen soll. 

Weihnachten steht ja nun ziemlich hart vor der Tür und mich quält eine akute Weihnachtsunlust. 

Die Adventskalender für Näffchen und Schwester sind pünktlich heute morgen angekommen. Mein Mann hat auch einen bekommen und gestern Abend haben wir dann doch noch meinen bestückt. Nein. Weihnachtsstimmung ist nicht da. 

Ich versuche zu häkeln. Die Maschen verselbständigen sich. Ich muss immer wieder zählen. Rebeca muss auf meinen Schoß. Erst da gibt sie Ruhe. Ich habe alle Konsequenz verloren. Auch einen alter Hund braucht Führung. Ich schaffe das nicht.

Meine Häkelei läuft zwar nach Anleitung, aber ich modifiziere sie etwas. Hat bei meiner fehlenden Konzentration zur Folge, dass ich meine Notizen dazu selber nicht mehr verstehe. Mich verzähle, trotz Makierung… Alles mehrfach aufmachen muss und jetzt einfach nur noch verzweifeln könnte. Ja und ich tue es. Ich verzweifel an mir selbst. Diesjahr wird es wohl keine Weihnachtsgeschenke geben. Zumindest nichts Selbstgemachtes. Kaufen kann doch jeder. 

Ich fang eine neue Bastelei an. Trotz scharfen Cutter, rutschfester Unterlage und Lineal sind meine Bewegungen so fahrig, dass ich keinen geraden Schnitt hinbekomme. 

Auch das beende ich. Es klappt einfach nicht. Ich kann einfach nichts mehr. Meine Kreativität ist weg. Meine Freude an meinen Werken. Alles wird zu einem Haufen Scheiße. Ich bin völlig leer. Selbst die einfachste Entscheidung bringt mich an den Rand meiner Kräfte. In meinem Zimmer basteln oder im Wohnzimmer? Auf den Boden, am Tisch? Was??? 

Ja, ich bin dann doch irgendwann aufgestanden. Ja, ich habe mir Essen gemacht. Ja, ich habe etwas gebastelt und gehäkelt. Ich habe Rebeca nebenbei mit Nasenarbeit beschäftigt und nach meinen Geckos geschaut. Ja. Absolute Höchstleistung für jemanden mit Depressionen. Ich sollte und müsste sie anerkennen. Ich kann es nicht. 

Ich male noch etwas. Tatsächlich macht es ein wenig Spaß. Es hält aber nicht lang. Es ist langsam dunkel draußen. Ich fühle mich sehr unwohl. Auch heute bin ich ziemlich schreckhaft. Sogar vor Rebeca habe ich mich erschrocken. 

Ich hoffe dieser Tag geht schnell zu Ende und ich kann wieder schlafen. Wenn ich schlafe ist manchmal alles gut.

Wenn ich diesen Tag eine Farbe geben würde, wäre es wohl dunkel blau mit silbernen Pünktchen. 

vor 7 Jahren

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