Definitiv nein

Bisher habe ich mich gut beschäftigt. Seit dem mein Mann aus dem Haus ist bin ich am Wühlen.

Solangsam bin ich aber fertig. Vor allem mit den Nerven. Ich mag nicht mehr putze  und räumen. Es ist so ungewohnt hier. Fremd im eigenen Nest. Mit jedem Staubsauger- oder Wischerschwung habe ich das Gefühl Rebeca mehr und mehr aus meinem Leben zu putzen. Keine Pfotenabdrücke mehr auf dem Parkett. Keine Zungenabdrücke mehr rund um ihren ehemaligen Futterplatz. Keine Nasenabdrücke mehr an den Scheiben und Schränken…

Gedankensprung, passiert heute öfter mal.

Ich möchte mich ab morgen am intermittirenden Fasten probiern. 16/8 sollte für den Anfang gut umsetzbar sein. Mein Frühstück wäre also das Intrashake. Würde auch zeitlich passen um mit meinem Mann abends gemeinsam zu essen.

Heute ist trainingsfrei. Ich mache mir mein süßes Brot zum Mittag. Ja… irgendwie kommt die Müllabfuhr nicht. Habe ich sie verpasst? Ist sie heute spät dran?

Ich erwische mich dabei,  wie ich mir ein paar Tierheimhunde anschaue. Es muss nicht immer ein Welpe sein. Sie sind nur sooo kurz sooo klein. Nein. Ein neuer Hund soll kein Trostpflaster sein. Tatsächlich haben wir vor einiger Zeit schon über einen Therapiehund für mich nachgedacht. Selbst ausgebildet wäre ein solcher Hund ein guter Gefährte für mich. Es gibt inzwischen die ein oder andere Anlaufstelle,  die solch eine Ausbildung anbietet und betreut.

Es liegt ein Hauch Frühling in der Luft. Gestern habe ich eine Handvoll Narzissen gepflanzt. Eine auf Schweinis Grab und ein paar weitere in den Blumenkübeln vor der Haustür. Ich habe mein kleines Gewächshaus aus dem Schuppen geholt und es gleich befüllt. Es steht auf Rebecas Fensterplatz.

Das Wetter ist wechselhaft. Der Bagger nebenan ist immernoch unterwegs. Es sind nur noch Erdhaufen zu sehen. Hin und wieder erschrecke ich,  wenn der Baggerarm zwischen den kahlen Bäumchen und Büschen sichtbar wird.

Ich friere. Heisser Tee fließt heute in rauen Mengen. Ich denke mein Weg wird mich gleich in die Badewanne führen. Lesen. Nestwärme suchen. Ich fühle mich so alleine.

Ich musste gestern Abend noch meine Bedarfsmedis nehmen. Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen.

Baden hat nicht sonderlich geholfen. Ich male in einem meiner Malbücher rum. Ich mag nicht mein Malkram holen und selber was zeichnen oder malen. Nein. Heute ist eh alles nein.

Abendessen ist gekocht. Mein Mann kann heim kommen. Die Mülltonnen stehen noch immer unberührt an der Straße. Wenn ich die Jungs verpasst habe,  dann waren sie unglaublich früh dran.

Heute stelle ich wohl einen neuen Teetrinkrekord auf. Jetzt ist Drei Minze in der Kanne – habe ich aus Edinburgh mitgebracht. Eigentlich bin ich nicht so der Minztyp… Aber es macht etwas Nestwärme und das ist alles was ich zur Zeit brauche.

Ich möchte mich nicht mit mir selbst beschäftigen. Es kommen nur Gedanken hoch,  die mir zur Zeit einfach zu viel sind. Nur die Trauer um Rebeca hat alles andere in den Hintergrund gestopft. Sicher wird es die Tage mit aller Macht zurück kommen und sich mit Rebeca vermischen. Bis dahin versuche ich es von mir zu halten. Natürlich passt es jetzt auch total gut,  dass die Lähmung im Stirnbereich nachlässt. Da bringt dann jedesmal eine kleine Depression mit sich. Ich sollte jetzt noch einmal intensiver über einen stationären Aufenthalt nachdenken. Jetzt ist meine Angst Rebeca im Stich zu lassen unbegründet. Sie war wohl mit einer der Hauptgründe warum ich mich so dagegen wehre. Ich brauche dennoch Zeit. Ich tu mich wirklich schwer mit diesen wichtigen Entscheidungen. Ich muss mich damit anfreunden und ja,  es auch in meinem Kopf als eine gute Idee annehmen. Das kann ich noch nicht.

vor 7 Jahren

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