Philosophieren und Fototag

Die Nacht war wieder arg durchwachsen. Ich konnte einfach keine Ruhe finden. Mein Schlaf war, wenn er sich kurz die Ehre gab, so leicht, dass mich jedes Geräusch, jede Bewegung geweckt hat.
Irgendwann des nachts fing dann mein Kopf an über das Leben und den Tod zu philosophieren. Die Gedanken nahmen ihren Lauf mit meinem Neffchen. Heute ist sein vierter Geburstag. Vor vier Jahren war ich noch in der Klinik. Mitten in meiner ersten DBT, ich saß im Schwesternzimmer und habe bitterlich geweint. Ich hatte damals keinen Kontakt zu meiner Familie und nur durch Zufall habe ich erfahren, dass mein Neffe soeben geboren wurde.
Meine Gedanken wandern weiter. Zwei der Mädchen auf Station haben nur noch wenige Tage zu leben. Keiner von uns hat das geahnt. Sicher nicht mal die Mädchen selber. Kurz darauf wusste ich dann was wahre Todesangst bedeutet. Meine Gedanken wandern noch weiter. Inzwischen hat sich meine Meinung zu Suizid geändert. Sah ich es damals als Schwäche an, sehe ich es heute als Erlösung von unendlichen Qualen. Ich denke an die Menschen, auf deren Beerdigungen ich war. Mehr Suizide als ‘natürliche’ Tode.
Haben diese Menschen vielleicht ein ‘Lemminggen’? Ist es eine evolutionäre Sache? Tod um Leben zu ermöglichen? Mir wird es selbst zu philosophisch. Ich kann meine Gedanken aber nicht abbrechen. Ich will es auch nicht. Oft gewinne ich daraus wichtige Erkenntnisse für mich und meinen weiteren Weg.
Dann schlafe ich doch wieder etwas.

Heute morgen geht es mir körperliche ganz gut. Abgesehen davon dass ich wieder etwas verwirrt bin und meinen Mann gleich mit verwirre.

Fotos, Waage und Maßband warten auf mich. Abschluss Woche 16. Noch vier weitere Wochen und die Option auf Verlängerung und/oder Einzelcoaching. Ich werde die nächsten Wochen abwarten. Vorallem erst einmal gesund werden. Heute bin ich allerdings deutlich besser auf den Beinen als gestern. Es juckt mich auch in jeder Faser weiter zu machen.

Knoppes – weg mit dem Speck

Mein Mann ist heute wieder unterwegs. Ich finde es wirklich sehr wichtig. Er braucht den Ausgleich. Ich bin ein schwieriger Mensch. Unsere Situation, meine Erkrankung ist nicht leicht. Es ist ein Tanz mit Leben und Tod. Jeden Tag. Oft gar nicht so bewusst. Nein. Es ist nicht dramatisiert. Depression ist eine sehr gefährliche Erkrankung. Dazu kommt die instabile Persönlichkeit. Damals, in der Klinik sagte der Prof, dass wir an einen tödlichen Erkrankung leiden. Ja. Er hat recht.
Das kann sich kaum einer vorstellen, der sich ‘Das Leben ist schön’ oder ‘Denk doch einfach positiv’ auf die Fahne schreibt.

Trotzdem bin ich noch nicht bereit mich meinem Schicksal zu ergeben. Also weiter Strategien ausarbeiten: Ich habe im letzten Jahr schon einmal darüber nachgedacht und die kurze Rückmeldung vom Coach hat mich darin bestätigt. Coach und Therapeut sollten zusammen arbeiten. Warum?
Mein ‘Lebensmodell’ ist ganz einfach. Ich drücke es mal etwas plump aus: Ich gehe mit den Alphas (in meinen Augen sind das mein Mann, mein Therapeut und mein Coach – Menschen die wissen was in schwierigen Situationen zu tun ist und an denen ich mich orientieren kann). Ich folge nicht. Ich gehe nicht voraus. Sollte ich aber eine Schwäche bemerken (das kann ein Thema sein in dem man sich z.B. nicht so gut auskennt und sich in meinen Augen vor mir zum Depp macht. Nichtigkeiten), gehe ich nicht mehr mit ihnen, sondern versuche zu führen.
Ich weiß, so funktioniert aber mein Gehirn. Ich bin mir dessen bewusst und versuche mich auch nicht davon beeinflussen zu lassen. Das klappt bedingt. Ich weiß, dass mein Therapeut gerade seine Alphastellung verliert. Das muss ich aufhalten. Ansonsten brauche ich einen neuen Therapeuten.

Also warum nicht Coach und Therapeut zusammen packen. Vielleicht wären die beiden zusammen der ultimative Alpha, an dem ich mich orientieren kann. Das könnte mich in meiner Therapie weiter bringen. Mal außerhalb des Musters denken!

Das muss besprochen und geplant werden. Organisiert und finanziert werden. Vorallem aber müssen alle mitspielen. Erstmal sacken lassen.

Mein heutiges Süppchen:
Brokkoli-Möhrchen Curry mit Brechbohnen und Pilzen und ordentlich scharf.

So richtig achte ich heute nicht auf mich. Immer unterwegs. Immer am wurschteln. Ich sitze etwas im Garten Sonne und Vitamin D tanken.

Dann ziehe ich mich auf mein Sofa zurück. Ich bin doch arg kaputt. Aber bei weitem nicht so wie in den letzten Tagen.

Ich werde mich gleich an die Vorbereitung meiner kleinen Knabberei machen. Ich bin wirklich schwer auf das Ergebnis gespannt.

Ich werde morgen davon berichten. Solang der Blogpost nicht veröffentlicht ist,  lässt er mir keine Ruhe und ich brauche jetzt etwas Ruhe.

Tschüss

vor 7 Jahren

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