Durcheinander und vielleicht eine schottische Rasse

Die Nacht war gut. Ich habe fest geschlafen und nur zum Ende der Nacht hin leicht mit Albträumen zu kämpfen gehabt. Eins muss man dem Mirtazapin lassen es knocked mich gründlich aus. 

Der Tag fühlt sich grellbunt-graugemustert an.

Ich bin schnell reizüberflutet,  was mich fahrig und aggressiv werden lässt. Gestern abend hat es schon begonnen (passiert immer wenn vorher viel los war). Ich nehm soviel Details,  Geräusche und Kleinigkeiten wahr, dass ich einfach in einem Chaos aus Alltagsgegenständen unter gehe. Ich sehe zwei winzige Krümel auf dem Boden genauso klar wie die Tasse Kaffee vor mir, den Wasserkessel, die Pillendosen. Dazu kommt ein Schwall Hintergrundgeräusche und ich weiß nicht mehr wo oben und unten ist. Es ist einfach eine Kakofonie aus Gegenständen und Geräuschen obwohl alles mehr oder weniger an seinem Platz  liegt. In diesem Moment gieße ich heißes Wasser in meinen Kaffeefilter. Ich sehe dabei deutlich das Kabel der Kaffeemühle und fühle mich dadurch gestört,  fast schon bedroht. Es zerstört das ruhige aufgeräumte Küchenbild. Es gehört da so nicht hin. Küchentuch. Winzige Kaffeeschnipselchen. Wassertropfen.  

Ich habe alle ‘Störungen’ mal rot markiert

Es ist als würde sich mein Blickfeld erweiteen. Ich sehe den Herd und die Flecken vom gestrigen Kochen darauf. Die beiden Gläser mit frischen grünen Tee der dort zum Abkühlen steht. Den Toaster der nicht richtig an der Wand steht. Fussel auf meiner Brille. Die Fransen vom Läufer, die zu durcheinander liegen. Überhaupt liegt der Läufer nicht im richtigen Winkel. Krümel auf der Fliese! 

Es fühlt sich für mich an als würde ich knietief in Müll stehen. Als wäre alles vollgestellt und gestopft. Als wäre das eine Messiküche,  ohne freie Fläche.

Ich sehe in dem Augenblick alles, einfach alles

Weiter geht es im Wohnzimmer. Irgendwie stehen die Sessel in der Couchecke nicht richtig. Unter der Coach liegt etwas Staub und dazwischen noch ein Leckerlie von Rebeca. 

Die Untersetzer sind verschoben. Das Maßband gehört da so nicht hin. Selbst das Sofa auf dem ich jetzt liege erzeugt durch die Unordnung der Kissen einen ungeheuer Druck,  ein Stress,  als würde man wirklich im Chaos ertrinken. Ich finde kein Wort,  das diese Situation beschreiben könnte. Beklemmung,  Enge,  Unruhe. 

Heute morgen beschäftige ich mich viel mit Hunden. Warum nicht eine schottische/britische Rasse? Da gibt es die beiden Corgis, die beiden Collies,  ah der golden Retriever ist auch ein Schotte  (nein die Hunde mag ich nicht), Terrier: Border, Westi,  Scots, Skye,  Cairn,  Dandie, die Bloodhounds,  Deerhound,  Sheepdog… sind ja doch einige.  Abgesehen vom Retriever gibt es noch eine andere Rasse mit den ‘perfekten’ Eigenschaften für uns. Aber ja… Es fühlt sich ein bisschen wie ein Verrat an Rebeca an. Ich schaue nach ihrer ehemaligen Besitzerin. Rebeca war ja eine Zuchthündin und hat bei mir ihren Ruhestand genießen dürfen. Die inzwischen ältere Dame züchtet seit 2016 wohl nicht mehr. Eine Telefonnummer habe ich natürlich… Aber Telefonieren ist für mich so eine Sache. Ich denke sie würde sich über eine Nachricht freuen. Immerhin hatte Rebeca 11 gute Jahre bei mir,  noch vier als Einzelsniefe… Ich seufzte laut und wische mir eine Träne aus den Augen. 

Der Vormittag scheint nicht vergehen zu wollen. Heute steht noch einmal ein Training nach Plan an. Ich kann mich einfach nicht aufraffen. 

Ein Vogel kracht gegen eine der Fensterscheiben im Wohnzimmer. Ich erschrecke ziemlich. Ich habe im letzten Jahr schon die Scheiben beklebt. Trotzdem passiert es immer wieder. 

Ich schreibe eine Mail an Schwiegervater. Er hat sich über meine erste Mail sehr gefreut und ich wollte ja auch regelmäßig schreiben. 

Ich komme einfach nicht los. Ich laufe unruhig durch das Haus. Fange alle möglichen Sachen an. Breche sie ab. Ich will kein Training machen. 

Dann ziehe ich es doch durch und es war gut. Zum Essen gibt es heute Rührei, Seelachs und etwas Brokkoli. Abgerundet wird alles mit einem Schuss Öl. Während des Essens lese ich die Antwortmail von Schwiegervater. Ich muss lächeln. 

Der Tag geht langsam zu ende. Ich räume in der Küche.  Im Wohnzimmer. Sitze. Liege. Stehe. Ich weiß heute einfach nichts mit mir anzufangen. 

Tschüss 

vor 7 Jahren

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