Montag und Termin

Heute steht der Termin bei Prof. Krüger an. Meine Hände und Arme kribbeln, fühlen sich taub an, lassen sich nur schwer bewegen. Ein Zeichen großer Anspannung. Kritisch wird es erst wenn es an den Beinen los geht. Oft reicht der Anblick der Klinik schon aus um mich in einen zitternden Haufen Kleidung zu verwandeln. Manchmal schlagen meine Zähne dabei so heftig aufeinander, als wäre ich einem Eisbad entstiegen. 

Ich versuche neutral zu bleiben. Keine Gedanken an den Termin,  an das Gespräch zu verschwenden. Weder positiv noch negativ. Letzte Termine mit Psychologe, Psychiater, Medikation (Antidepressiva/Botox, Wirkung, Nebenwirkung, Wirkungsdauer) habe ich mir aufgeschrieben. Ich werde mich in dem Gespräch kaum daran erinnern können. Seit der letzten Botoxbehandlung ziehe ich nicht mehr die Stirn kraus, auch ist die Zornesfalte nicht mehr dauerhaft im Einsatz. Wie gut die Wirkung auf meine Stimmungslage war, kann ich nicht eindeutig beurteilen. 

Los geht es. 

Wir sind gut durchgekommen, müssen also noch einen Moment warten. Ich bin etwss entspannter, vielleicht auch weil Bumblebee auf dem Parkplatz steht. 

Fertig. 45 Minuten und 50 Einheiten Botox später. Tagesklinik. Tagesklinik zur Diagnostik und ein bisschen in die Gruppen gucken. Für fünf Tage. Ja. Es muss weiter gehen. 

Die Piekser sieht man wohl noch

Ich fühle mich schlecht. Nach Terminen fühle ich mich immer schlecht. Niedergeschlagen. Es verdeutlicht einfach meine Situation. Meine Unfähigkeit. Sollte es nicht hoffen lassen? Meine Stirn prickelt ein wenig. Zur Medikation hat er nichts gesagt, möchte der Psychiaterin, natürlich, nicht vorgreifen. Ich möchte und werde allerdings dort nicht mehr hingehen. Man muss sich wohlfühlen, vertrauen. Tue ich beides nicht mehr. 
Die Medikamente nehme ich weiter. In der Tagesklinik wird ein ‘Drug Monitoring’ gemacht. Mein Stoffwechsel wird gecheckt. Das wird Aufschluss über die Wirksamkeit der Medikamente geben. Vielleicht gefällt es mir in der Tagesklinik. Ich werde es sehen. 

Ich bin müde. So müde. 

Ohne groß nachzudenken gehe ich vor das Haus und reiße Unkraut, das zwischen den Steinen der Einfahrt wächst, heraus. Ein paar Meter. Ein paar Stunden. Bis ich Blasen an beiden Händen habe. Dann bereite ich mein Oatmeal vor. Training steht an. Nach Kraft. Nach Laune. Heute bin ich schon genug gequält. 

Training ist durch. Auf mein obligatorisches Instabild habe ich heute keine Lust. Ich habe der Welt nichts weiter mitzuteilen. Also lass ich es bleiben. Vielleicht später oder eben irgendwann anders. 

Heute morgen habe ich wieder ein Pint Glas zerdeppert – das Vorletzte. Nachdem mir praktisch alle Dipschälchen zum Opfer gefallen sind, geht’s dann eben da weiter. Eins ist ja noch da. Und Teller. Und Tassen.

Statt Grießküchlein gab es heute Quark mit Heidelbeeren. Ich glaub mit Küchlein bin ich erst einmal durch. 

Durch bin ich allerdings auch für heute. Mag am liebsten die Augen zu machen und schlafen. Das Abendessen kann sich gern von alleine machen. So richtig weiss ich auch noch nicht was. Denken tut heute weh. 

Tschüss 

vor 7 Jahren

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