Lautes Krachen und Gartenarbeit zum drölften

Ein lautes Krachen lässt mich hochfahren. Ich bin völlig erschrocken, der Platz neben mir ist leer. Panik macht sich breit. Ich suche nach meinem Nachtlicht, nach meiner Brille und spring aus meinem Bett. Was ist passiert? Meine Gedanken spucken die grausigsten Szenarien aus. Ich bin mir fast sicher das meinem Mann was passiert sein muss. Ein Lichtschein unter der Badezimmertür. Mein Mann ist im Bad. Ich stehe zitternd auf den kalten Fliesen. 

Was ist passiert?! Alles ok? 

Nur ein lauter Donner, es gewittert nur. Alles gut. Magst du gleich aufstehen?

Aufstehen? 

Ich bin verwirrt. Es ist dunkel draußen. Mein Mann muss heute eher los. Ich habe so fest geschlafen, dass ich nicht bemerkt habe wann er ins Bett gekommen und wieder aufgestanden ist. Ich mag noch etwas liegen bleiben. 

Draußen tobt wirklich ein ordentliches Gewitter. Langsam beruhige ich mich und schlafe ein wenig. Ich mag dann doch noch nicht aufstehen. Also lässt mein Mann mich liegen und verabschiedet sich. Ich schlafe bis halb elf. Nur mühsam wollen meine Augen offen bleiben. Ich will nicht. Ich mag wirklich nicht aufstehen. Das Bett übt einen ungeheuren Sog auf mich aus. 

Nur stockend startet mein Tag. Draußen ist alles klatsch nass. Ich war doch noch nicht fertig mit dem Unkraut und der Rasenkante. Handschuhe, Schaufel, Eimer, Besen, Messer, alles liegt so im Garten rum. Niemand mag nasse Gartenhandschuhe. Hörbuch, Kaffee, Ingwersaft. Ich räume das Gelage von gestern abend auf. Mein Gelage. Es hilt sich aber im Rahmen. Ein Pint Eis, eine Tüte Tuttifrutti, vorher Pizzabrötchen und Tortellini mit grünem Pesto. Es ist ok. 

Keine Ahnung wie ich mich fühle. Wie Luft. Wie Nebel. Nein, schwerer. Nicht greifbar, nicht vorhanden aber schwer. Gewitterwolken? Erdklumpen? Sind auch eher unsichtbar, bis sie die Sonne verdunkeln oder im Weg herumliegen. 

Rumliegen. Ich muss an die Maulwurfshügel auf der Wiese denken. Wiese. Ich denke an den kleinen Igel von vorgestern Abend. Wie selbstverständlich ist er aus der Brombeerhecke spaziert und ist laut schmatzend über die Wiese gelaufen. Vorsichtig Rasen mähen! Vielleicht sitzt ein Igelmännchen (meine Schwester und ich haben die Sommerferien gern bei meiner Patentante in der lüneburger Heide verbracht. Sie hatte und hat immer gern Hunde und so sind wir eines schönen Sommerabend mit Zita, einer Schäferhündin, zum kleinen See. Ein Tümpel in einer Baumgruppe. Auf dem Rückweg war die Abenddämmerung schon deutlich fortgeschritten. Dieses defuse Licht in dem man noch Formen aber keine Farben mehr erkennen kann. Vor uns auf dem Schotterweg lief irgendwas. Es sah aus wie ein kleines Männchen. Ein Wichtel. Ein Zwerg. Ein Gnom. Was auch immer. Der Gang war irgendwie witzig. Aber keiner von uns konnte so richtig erkennen was es war. Zitas Jaulen klärte uns dann auf. Sie war geradewegs mit der Nase in das Männchen gelaufen – eindeutig Igel. Seit dem sind Igel kleine Männchen) unter der Brombeerhecke. Ich mag es wenn die Gärten lebendig sind. Ja, ich habe einige verwilderte Ecken im Garten. Aber dafür gibt es Vögel, Schmetterlinge, Libellen, Igel, Maulwürfe, Kröten, Maikäfer, Heupferdchen und all das Getier was man weniger sieht und mag… Spinnen und Holzböcke.

Die Auffahrt ist fertig. Meine Hände und Knie auch. Unterarme und Handgelenke sind halbwegs Schrott. Natürlich hatte ich mein Ritzenmesser (ein ganz normales Messer, inzwischen mit auf die Hälfte der Länge geschrumpfter Klinge) in der Hand während ich den Besen geschwungen habe. Gab einen glatten Schnitt durch den Stoff meiner Hose und eine zartrosa Line auf meinem Oberschenkel. Dafür würde ich mir selbst den Darwin Award überreichen. Danke, danke! Der Applaus gehört nur mir Knoppes! Tiefe Verbeugung nach allen Seiten.

Training ist durch. Ich habe geduscht und gegessen. Wäsche ist gemacht. Meine Stimmung ist ein wenig besser. Das Unkrautgefrickel hatte auch irgendwie was befriedigendes. Alles schön aufgeräumt und sauber. Vorallem sieht man, was getan wurde. 

Was sagt meine Stirn. Deutlich schwergängiger. Versuche ich böse zu gucken, kneife ich eher meine Augen zusammen. Aber das ist ja auch der Sinn der Sache – kein Biofeedback mehr möglich. 

Was da mit meiner Augenbraue los ist, weiß ich nicht. Irgendwie muss ich mich gekratzt haben. War heute morgen schon so.

Die Abendstunden rasen. Der Paketbote klingelt. Am Sonntag kommt Schwiegervater. Mein Mann hat ein paar besondere Bißen Rindfleisch besorgt. 

Tschüss 

vor 7 Jahren

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