Sturm und Winterruhe 

So richtig warm werde ich mit diesem Tag nicht. Im Halbschlaf fällt mir ein, daß die Mülltonnen an die Straße müssen. Draussen stürmt es. Ich muss die gelben Säcke zusammen binden. Ist mir eh lieber wenn die Nacht abrupt unterbrochen wird. Lieber kurze Verwirrung als der ewige Kampf mit mir. Aufstehen. Liegen bleiben. Dahin dämmern bis der Tag Realität wird. Gedanken wälzen.

Ich gehe in mein Zimmer und häkel ein wenig. Als mein Mann aufsteht, räume ich meine Sachen langsam zusammen. Kaffee und mein geliebter Ingwersaft. Mir ist kalt. Trotz Strickjacke wird mir nicht wärmer. Mein Kopf ist leer. Ich fühle mich verwirrt. Obwohl es sich wieder Zuhause anfühlt, bin ich noch nicht wieder ganz im Alltag. Als wäre ich sonst nicht verwirrt und voll bei mir. Ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben soll.

Wir sitzen zusammen auf unserem Sofa. Irgendwie erscheint mir der Tag besonders trostlos. Mag am grauen Himmel, dem Regen und Sturm liegen. Ein Gefühl von Herbst ist in der Luft.

Nur mühsam kann ich mich aufraffen um mein Oatmeal vorzubereiten. Im Kühlschrank liegt eine Ente. Wird Zeit die letzten beiden Flattermänner zuzubereiten. Ich schiebe den Tag vor mir her. Wir fahren nicht zum Goldschmied. Ich will nicht. Ich mag nicht. Es fühlt sich nicht gut an. Ich sag auch nichts. 

Zwei, drei Päckchen müssen gepackt werden. Wäsche wartet auch noch auf mich. Kann warten. Soll warten. Muss warten. Ich mag nicht. 

Natürlich habe ich auch in den letzten beiden Wochen brav mein Antidepressiva genommen. Vielleicht erwarte ich zu viel. Ich drücke mich aber einen Termin mit der Tagesklinik auszumachen. Wahrscheinlich ist es am besten wenn mein Mann mich vor vollendete Tatsachen stellt. Butterbrot in die Tasche und los geht es. Du musst um acht in der Klinik sein… 

Nach dem Beintraining geht es mir besser. Meine Beine zittern so sehr, daß mir der Gang unter die Dusche wirklich schwer fällt. Obwohl es sich anfangs nicht so anfühlt, bin ich doch ganz zufrieden mit der Einheit. Gewichte waren weniger, die Beweglichkeit auch. So ist es wenn man zwei Wochen durch die Welt fährt. Kurz musste ich das Training unterbrechen, verdächtige Geräusche irgendwo hinter mir. Ich lausche, irgendwo zwischen Klapptisch und Bänken kommt es her. Ein Mäuschen. Ich finde sie im Sicherheitsschuh meines Mannes. Ob es immer die selbe ist? 

Nachdem wir eine Weile zusammen gesessen haben ziehe ich mich doch wieder in mein Zimmer zurück. Ich mag nichts machen. Einfach nur da sitzen. Ich kann aber nicht stillhalten. Etwas malen, etwas häkeln. 

Lange bevor es Zeit für das Abendessen ist, setze ich eine Kürbissuppe an. Gestern Abend wurde aus meinem Pfannengemüse auch ein Süppchen. Irgendwie hatte ich da spontan Lust drauf. Auch heute. Ich brate Gemüse mit etwas Butter an, lösche es mit Gemüsebrühe ab und lasse es köcheln. Ingwer und Kokosmilch dazu, Gewürze, auch getrocknete Chilischoten. Das wird heiß und scharf. 

Wieder sitze ich in meinem Zimmer. Der Himmel ist strahlend blau und es stürmt noch immer. Gelbe Säcke und Mülltonnen haben es unbeschadet überstanden. Dringend muss ich die Restmülltonne spülen. Irgendwas ist darin wieder zum Leben erwacht. Kann warten. Bei dem Wetter falle ich noch selbst hinein. 

Ich bestelle einen kleinen Leuchtkasten. Sowas wollte ich schon immer haben und vielleicht hält es die Lust am Malen am Leben. Überhaupt habe ich mir ein paar Dinge vorgenommen. Die Küche möchte ich gerne neu streichen. Hat mir nie so richtig gefallen. Sämtliche Lämpchen unter den Hängeschränken haben sich binnen Tagen brav eins nach dem anderen verabschiedet. Ich mag es gerne etwas dunkler… Allerdings nicht in der Küche. 

Die Geckos müssen ‘winterruhfertig’ gemacht werden. Wobei es eher eine Winterruhe light* ist.

Genug abgeschweift. Ich mag auch nicht mehr schreiben. 

Tschüß 

*Leopardgeckos halten Winterruhe.  Als ich die Tiere bekommen habe, hätten jeder einzelne von ihnen eine richtige Winterruhe – ohne Futter im abgedunkeltem, kühlen Raum – nicht überstanden. So also, weniger Licht, weniger Wärme und alle drei, vier Wochen ein Insektchen (sofern sie wollen, man sitzt dann gerne auf dem Lüftungsgitter an den Frontscheiben des Terrariums). 

Kleinestier müsste inzwischen gute 15 Jahre alt sein. In jedem Frühjahr bespaßt er fleißig seine Damen (Dame, Ruth im ähnlichen Alter, Nina ist ein Kastrat), die wiederum fleißig Eier legt. Scheint sich also nicht negativ auf das Wohlbefinden MEINER Tiere auszuwirken – für andere Tiere ist es durchaus lebenswichtig! 

vor 7 Jahren

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