Gestern Teil I – Ein weiterer wichtiger riesengroßer Schritt 

Ich war so fürchterlich aufgeregt, daß der Abend vor dem gestrigen Tage mit einer Panikattacke und in eine räudige Nacht überging. Ich war hellwach und im Tiefschlaf. Der Morgen startete auch gleich mit einer Panikattacke  – eine kleine zwar – und obwohl ich mit aller Umsicht in den Tag gestartet bin. Alles was vorzubereiten war vorbereitet habe und auch genügend Zeit war. 

Wir hatten um zwölf Uhr einen Termin im Hundezentrum im MKK. Vier Stunden Fahrt, unzählige Pipipausen (wer Stresspustelt, kann nicht pullern oder dann ganz viel…) und viele Gedanken später waren wir da. Wir wurden von einem buntgemixten Rudel Hunde und einer der Trainerinnen in Empfang genommen. Obwohl ein, für mich, unüberschaubares Chaos herrschte (ganz viele Eindrücke, ganz viele Hunde, dadurch ganz viele Emotionen und Gedanken) habe ich mich irgendwie auch gleich wohl gefühlt. Wir haben uns zu Dritt zurückgezogen. Eine alte Sniefe lag unter dem Tisch, kam uns gleich begrüßen und ließ sich dann noch kurz bekraulen während wir mit dem Gepräch anfingen. Ich habe mir alle Mühe gegeben, musste dann aber doch ein bisschen weinen und brauchte einen Moment um sprechen zu können. 

Wir besprachen grundsätzliche Dinge. 

  • Der Hund: an das Hundezentrum ist ein Züchterverband angeschlossen. Diese Hunde werden, wie ich finde, absolut perfekt auf ihr Leben als Therapie-/Assistenzhund vorbereitet. Ich bin leider viel zu selten auf Züchter gestoßen, die ihren Welpen einen so großen Einblick in die Welt ermöglichen. Sie lernen in den ersten Wochen so viel wie möglich kennen. Fremde Menschen, ob groß ob klein, fremde Hunde, Auto, Halsband, Geschirr, Baumarkt, Fußballplatz. Brüllen, schreien, Staubsauger. Laute Geräusche, plötzliche Geräusche, viele Menschen, viele Tiere, Trubel, Jubel, Stille. Eben alles was einem Hund in der normalen Welt auch begegnet. Der Grund ist ganz einfach – Welpe kennt es, er wird nicht zu Tode erstarren weil seine Pfoten nach acht Wochen Wurfkiste eine Wiese berühren oder in wilden Bocksprüngen versuchen das Halsband los zu werden. Es wird ein souveräner Hund werden und das ist die wichtigste Grundlage für einen für jeden (Assistenz)Hund. 
  • Die Ausbildung: mein Mann und ich übernehmen die Ausbilung, fahrtechnisch ist es für uns auch eher schwierig einmal die Woche in Hanau aufzuschlagen. Wir kriegen das How-to an die Hand, der Hund muss eh von mir direkt lernen wie sich Depressionen, etc. pp. ankündigen, das kann niemand anderes übernehmen. Wir werden im engen Kontakt mit der Trainerin stehen, sprich tägliche Rückmeldung, kleine Trainingsvideos. Natürlich können wir, das planen wir auch so, jederzeit vorbei kommen um dort gemeinsam zu trainieren. 
  • Der Ablauf: es wird ein Welpe sein. Ich traue mich nicht zu sagen wann das sein wird. Fest steht, es kommt ein Wurf, es wird ein Hund dabei sein der passt und zwar zu mir und zu seiner Aufgabe, nicht die Fellfarbe zum Sofa. Ist kein Hund dabei, der zu mir und zu seiner Aufgabe passt, wird der nächste Wurf kommen. Ein Welpe zieht in der Regel nach neun Wochen Zuhause aus (je nach Entwicklung früher oder auch später, sie brauchen diese Zeit). Er wird und zwar von der ersten Stunde an Grundgehorsam erlernern, Welpenschule, alles baut aufeinander auf. Ein Junghund der kein Grundgehorsam hat wird sich schwerlich auf komplexe Aufgaben einlassen (wollen). Die eigentliche Ausbildung beginnt je nach Entwicklung mit sechs Monaten (jau da kommt so langsam das Thema Hundeteenie auf – erste Läufigkeit steht bevor, die Rüden entdecken die Mädels – ich bin für Kastration*). Die Ausbildung selbst dauert im groben ca. sechs Monate. Fertig. 

Der Ablauf steht, der Hund kann kommen. Ich werde mir im Laufe der nächsten Wochen Gedanken machen, mich selbst beobachten, was ich von meinem Begleiter erwarte, was er können sollte, was ich mir wünsche. Wir haben schon jetzt eine kleine Whatsapp-Gruppe. Jederzeit können wir dort Rücksprache halten. Ich werde sagen was ich mir von meinem Hund wünsche, die Trainerin wird sagen ob und wie dies umzusetzen ist. 

Ich hätte gerne ein paar ‘Elemente’ aus dem Schutzdienst. Ich möchte das mein Hund mich vor Personen abschirmt wenn ich das möchte (was tatsächlich auch zum Standardrepertoir gehört, kommt jemand meinem persönlichen Bereich zu nahe, nähert sich von hinten etc, stellt sich der Hund dazwischen), ich möchte aber auch, das diese Stufe ein Stück weiter geht, ich möchte, daß mein Hund knurrt, ich möcht daß er die Zähne fletscht. Ich möchte das der bloßen Aussage:

Mein Lieber, das ist nah genug.

ein 

Ich sage es im Guten.

und ein 

Alter, ich meine es verfickt ernst!

folgen kann. Ich bin mir nicht sicher wie ernst ein Assistenzhund von der Außenwelt genommen wird wenn er sich bloß dazwischen stellt. Wahrscheinlich geht bei einigen (mir ja auch eingeschlossen) der Streichelreflex an. Anderseits ist es ein Hund im Dienst, da lässt man die Finger von. Ja.. diese und ähnliche Gedanken schwirren mir gerade im Kopf herum. Aber wie gesagt. Es ist noch Zeit, viele Dinge werden sich im Laufe der Ausbildung ergeben. Manche Dinge sind vielleicht auch einfach Quatsch oder so nicht umsetzbar. Es wird sich alles zeigen. 

—–

Das Gespräch hat wirklich eine ganze Weile gedauert. Wir sind und waren beide überzeugt, daß wir hier finden was wir suchen. Zwischenzeitlich haben wir uns die Hunde angeschaut, Australian Shepherd, in Mini und Standard. Ja, die schönen flauschigen. Wir werden einen Standard Aussie bekommen. Die Größe passt hervorragend. Mein Armband mit der kleinen Schmuckurne wurde ausgiebig beschnüffelt, irgendwie hatte ich dann das Gefühl, das Richtige zu tun. Es fühlt sich doch immernoch ein wenig nach Verrat an meiner Mini an. 

Mein kleiner neuer Freund kam bei der Gelegenheit auch mit herein. Nach einer kleinen Schnüffelrunde über Tische und Bänke, saß er dann plötzlich auf meinem Schoß und ich musste ihn am Schluss förmlich runterpuhlen. 
Gute Nacht, ja der kleine Flausch nebenbei ist ein Aussie

Einen Kostenvoranschlag haben wir mitbekommen. Wie ich bereits geschrieben habe, werde ich diesen bei meiner Krankenkasse einreichen – null Aussicht auf Erfolg, aber nur so kann der Bedarf angezeigt werden. Wir sprechen hier von ca. 16.000 €. Mein Mann und ich kriegen das irgendwie gestemmt. Es gibt aber genug Leute, die sich das nicht leisten können, von so einem privaten Therapeuten aber deutlich besser profitieren würden als von unzähligen stationären Aufenthalten und jahrelanger Verhaltenstherapie. Der Hund ist eben ständig dabei und erlebt die schwierigen Situation, kann direkt eingreifen. Ja. Ich bin überzeugt davon, daß ein Assistenzhund für mich der richtige Weg ist mit mir selbst Leben zu lernen. 

Ich weiß nicht ob ich das schon angekündigt habe, mein Mann und ich planen den Weg meines/unseren Assistenz/hundes (er kann ja beides, Arbeit und Freizeit) in einem eigenen Blog zu dokumentieren. Bilder, Videos, eben alles was rundum dazu gehört. Wahrscheinlich werden dann auch Teile von dem was ich bisher dazu geschrieben habe auf dem Hundeblog mit veröffentlicht. Sobald der Blog online geht, wahrscheinlich kurz nach Einzug des Hundes, werde ich den entsprechenden Link dazu hier, in diesem meinem Blog, veröffentlichen. 

Leute, ich glaube so fühlt es sich an, wenn man auf einen Schwangerschaftstest gepisst hat und ‘positiv’ bzw. in unserem Fall ‘Hund’ darauf erscheint. Man will es in die ganze Welt hinausbrüllen, sollte aber vernünftigerweise die kritschen Wochen abwarten… 

Ende Teil I

    *Alle Hündinnen werden 60 Tage nach der Läufigkeit ‘Scheinschwanger’ – das ist ein wölfisches Erbe, der Grund ist einfach; es gibt für den Nachwuchs genug Milch. Für jeden Hund, außerhalb der Zucht, sehe ich das eher als eine Qual an, schon so oft Hündinnen gesehen, die verzweifelt Nester bauen – nein da hilft es nicht einmal nen Wurf zu haben! Darüber will ich mich jetzt auch nicht auslassen. Rüden, die durchdrehen weil eine ‘Heiße Hündin’ vorbei marschiert ist, nicht mehr klar denken können. Zum Zuge kommen sie (hoffentlich) eh nicht – Männer wenn ihr euch mit eurer zukünftigen Rüdin mitkastriert fühlt, es gibt auch für Hunde Hodenimplante (ja… wirklich… muss das sein… nein… aber… ja…) Im Endeffekt muss es jeder selber wissen. Ich will einen Hund der nicht unter einer geballten Hormonladung leiden muss. Jeder Mensch kann ein Hormonchaos nachvollziehen.

      vor 6 Jahren

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