Dicker Wurm drin und nicht gut drauf

Innerhalb kürzester Zeit schafft es mein Mann mich in eine heftige Verzweiflung zu stürzen. Kurz nach dem Lex eingezogen ist fing er an davon zu sprechen wie sehr ihn der Welpe überfordert und wie unsicher er mit allem ist. Ich war ziemlich geschockt über diese Aussage. Gleichzeitig aber auch froh über seine Ehrlichkeit.

Ich hatte ihm schon so viel wie möglich abgenommen, weil ich mich irgendwie in der Verantwortung fühle – es ist mein Welpe und ich hatte schon einen Welpen.

Dennoch will ich, daß mein Mann von Anfang an mit eingebunden ist. Es soll auch sein Hund werden und dazu braucht es Vertrauen und viel Zeit. Rebeca und Marie waren immer eher meine. Nichts ohne mich. Das soll jetzt anders laufen.

Jeden Tag. Jeden. Jeden Tag versuche ich ihn aufzubauen. Ihm Mut zu machen. Gefühlt kommt er dann direkt mit einer neuen Sache um die Ecke.

Ich kann das nicht mehr alles auffangen. Ab nächster Woche muss es hier laufen. Bisher läuft nichts. Gar nichts.

Lex kann nicht allein in seiner Box bleiben. Er schafft es nicht zur Ruhe zu kommenm. Wir haben es geschafft ihn zu überfordern. Alles was ein Welpe tun muss ist 22!! Stunden am Tag zu schlafen. Er hasst inzwischen sein Geschirr* und ich weiß nicht was falsch gelaufen ist. Ist es ein Stresssymptom?

Für heute habe ich mir Boxentraining mit Lex vorgenommen. Mir dazu auch einen, für mich gut umsetzbaren, Plan zurecht gelegt.

Und was ist wenn du zur Toilette musst?

Ja… Was dann? Dann gehe ich eben aufs Klo!

Dieser eine Satz reicht heute aus mir meine immer mühsamer aufrecht gehaltene ‘es wird alles gut/ich schaff das alleine und kann meinen Mann dabei unterstützen’-Mauer bricht zusammen. Ich sage meinen Mann was ich denke. Das wollte ich vermeiden um bei ihm nicht noch mehr Schuldgefühle auszulösen.

Hat nicht geklappt. Ich bin fast froh, daß er heut morgen kurz in die Firma muss. Eigentlich wollten wir beide, Lex und ich, mitkommen.

Meine Kehle ist wie zugeschnürrt. Ich spüre wie die Panik kommt. Ganz ungünstiger Augenblick. Wie soll ich meinem Welpen so Ruhe vermitteln?

Ich habe Lex gefüttert und ihn dann in seine Box gesetzt. Mein Mann ist in der Zwischenzeit zur Firma. Ich putze das Wohnzimmer. Der Timer läuft – keine 30 Minuten und Lex liegt ruhig. Ja, er hat gejault und ist in der Box herum gesprungen. Es muss aber sein!

Er springt hin und wieder auf und jault wieder. Er beruhigt sich jetzt schneller.

Knapp 50 Minuten. Augen sind zu und sein Atem geht gleichmäßig. Er liegt entspannt. Ist aber sofort wieder wach, sobald ich mich bewege.

Das Spielchen geht eine Weile weiter hin und her.

1:40, jetzt schläft er richtig.

Sieht auch nur unbequem aus. Für den Plüschpuschel ist das genau richtig – kühl. Keine Ablenkung.

Ich gehe kurz zur Toilette. Lex hebt den Kopf. Er kennt es wohl schon, daß man kurz den Raum verlässt. Als ich wieder da bin liegt er immer noch entspannt, Kopf geht wieder runter. Augen zu.

Ich werde ihn in der Box lassen, bis er ausgeschlafen hat. Solang wird er ignoriert. Auch die Box wird kommentarlos geöffnet. Wir gehen dann kurz in den Garten, es gibt eine Knuddeleinheit und eine Runde Sitz-Platz-Bleib und Lex geht wieder in die Box. Zwangspausen solang bis er sich von alleine entspannen kann.

Ich wünschte das würde auch bei mir funktionieren. Ich bin immer noch sehr aufgewühlt und enttäuscht. Keine Ahnung. Die ganze Zuversicht, die in den letzten Tagen doch sehr hartnäckig war, ist heute morgen mit einem Schlag verflogen.

Ich weiß nicht wo ich meine Verzweiflung lassen soll. Ich habe schon überlegt meinen Ex-Therapeuten zu kontaktieren. Ich brauche einfach ein paar konstruktive Worte und muss all los werden.

Das wird sich doch sicher wieder negativ auf mein Training auswirken.

Und wieder von vorne. Boxenrunde zwei ist deutlich friedlicher. Ich kann sogar das Wohnzimmer staubsaugen. Lex beobachtet mich dabei ruhig und legt sich dann wieder hin.

So verbringe ich meinen Vormittag.

*Die Box scheint langsam zu funktionieren. Natürlich muss es noch eine Weile geübt werden! Bleibt Problem Zwei: Lex will sein Geschirr nicht mehr anziehen. Ich kann es mir nicht erklären. Es ist nichts vorgefallen. Ich habe es ihm immer in aller Ruhe angezogen und ihn dabei gelobt. Beim Ausziehen war er immer etwas wild. Habe ihn Sitz machen lassen und es langsam ausgezogen. Ich weiss wirklich nicht was da falsch gelaufen ist…

Natürlich haben wir auch Rücksprache mit der Trainerin gehalten – ich glaube was meinen Mann da mehr Sicherheit geben würde wäre wirklich jemand der die ganze Zeit dabei ist. Ich bin inzwischen nur noch verunsichert. Es kann niemand die ganze Zeit hier sein und Händchen halten. Ach, ich rege mich gerade einfach wieder furchtbar auf.

Langsam. Schritt für Schritt. Wenn es nicht mit meinem Mann geht, dann ab nächster Woche ohne ihn.

Das geht mir momentan alles quer durch den Kopf und ich musste es dringend raus lassen.

Nein. Ich ertrage sie beide nicht. Meinen Mann nicht und Lex auch nicht. Ich versuche es immer wieder. Nein. Nein. Nein. Ich bleibe in meinem Zimmer.

Reicht mir für heute.

Tschüss

vor 6 Jahren

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