Sehr sehr viel und doch ganz gut

Gegen drei Uhr war meine Nacht vorbei. Ich konnte einfach nicht mehr einschlafen. Kurz vorm Aufstehen sind mir die Augen dann doch noch einmal zugefallen…

Der Tag startet ruhig. Wir haben heute einen Kennlerntermin in der Welpenschule. 30 Minuten bevor die anderen kommen sind wir da. Platz kennen lernen. Uns kennen lernen.

Mir fällt es schwer von meinem heutigem Erlebnis zu berichten, nicht das es ganz fürchterlich war – es ist einfach nur die Flut an Eindrücken die noch wie Kaugummi an mir klebt. Wahrscheinlich ließt sich dieser, mein kleiner Text, ebenso holprig wie sich die Worte in meinem Kopf anfühlen.

Ich merke schnell, daß ich sehr angespannt bin. Ich kann auch erstmal nicht mit der Trainerin sprechen. Ich ärgere mich sehr darüber. Irgendwie vergisst mein Mann bei den Schilderungen der ersten Wochen zu sagen, daß Lex ja für mich ausgebildet werden soll und irgendwie, finde ich, stellt er alles etwas zu düster dar.

Das für mich schlimmste ist jedoch, daß ich mich an manchen Stellen übergangen oder sogar bevormundet fühle. Wenn ich spreche, wird es nicht wahrgenommen oder man fällt mir ins Wort. Was bei mir unweigerlich dazu führt einfach gar nichts mehr zu sagen. Es hört ja eh keiner zu. Warum mir dann noch mehr Blöße geben? Bei der abschließenden Besprechung ist mir das besonders aufgefallen.

Langsam füllt sich der Platz. Mich überfordern die anderen Menschen und deren Hunde. So viele. Dabei sind es bloß eine handvoll Humanoide und deren Welpen.

Mir ist nicht nur einmal danach zu mute, die Leine einfach fallen zu lassen und mich zu verkriechen. Lex ist prima – keine Frage. Wir bekommen den ein oder anderen wichtigen Tipp bzw. Hinweis an die Hand. Es ist nur so, daß ich den Umgang mit Menschen einfach für mich problematisch sehe. Ich war im ständigen Zwiespalt meiner Angst nachgeben zu wollen und Lex eine souveräne Führung zu vermitteln.

Dazu kam eine unterschwellige Panik. Ich habe dies alles so sehr unterdrückt, daß ich am Ende nur noch gezittert habe. Dank eisigen Temperaturen und ein einhalb Stunden an der frischen Luft, wird es wohl jeder andere auf die Kälte geschoben haben.

Der Menschenkontakt hilt sich allerdings auch im Rahmen. Man hat sich lose aus der Entfernung begrüßt oder verabschiedet, denn Hundekontakt ist nur erlaubt wenn es das OK dazu gibt.

Davon abgesehen scheint es eine wirklich nette Gruppe zu sein unter einer aufmerksamen Führung.

Nach einigen kurzen Übungen wurde die Gruppe aufgeteilt. Auch hier bliebt der Kontakt gering. Lex durfte mit einem ausgewählten Welpen spielen, kurz und ohne Leine.

Lex wurde sehr deutlich als die kleine quirlige Hündin nicht auf seine Zurechtweisung reagiert hat. Es wurde sehr laut. Gebranntmarkt durch meine Erlebnisse mit Rebeca und Marie gingen bei mir sämtliche Alarmglocken los. Die Trainerin blieb ruhig. Sie hat uns anhand der Körpersprache beider Hunde erklärt, daß dies eine völlig normale Situation ist. Die kleine ist zu weit gegangen, Lex musste deutlicher werden. Ja. Wenn man sich die beiden anschaut. Ja. Alle Signale auf freundliches Go. Hier rächt es sich, daß ich zwei Stehohren-Kurzschnäuzer ohne Rute hatte!

Ich kann und will mich jetzt nicht erinnern wie es bei Rebeca und Marie war. Sofort habe ich die Bilder im Kopf wie wir sie haben trennen müssen.

Ich bin im Umgang mit Hunden einfach noch viel zu verunsichert. Theoretisch weiß ich wohl das ein oder andere praktisch ist es nicht abrufbar. Einfach irgendwo in den Windungen meines undurchdringlichen Hirnnebels verschwunden.

Ja. Ich denke im großen und ganzen war es eine für mich sehr wichtige Erfahrung. Mit den nächsten Besuchen wird es sicher leichter für mich. Ich werde wieder sicherer im Umgang mit Hunden und ja… alles geht seiner Wege – es braucht nur Zeit. Ich glaube dies wird mein neues Motto.

Auch mein Training für heute ist durch. Ich fühle mich gut. Angenehm ausgepowert. Der Kopf lässt nun auch langsam nach. Einige der geistigen Verklebungen konnte ich mit meinem heutigen Geschreibsel ganz gut lösen. Ich sollte es halten wie Lex. Mich in meine Box legen und bei einem anständigen Schläfchen den Tag verdauen.

Tschüss

vor 6 Jahren

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