Sommer, Sonne, kein guter Tag

Wir starten den Tag mit warmen Brötchen in aller Gemütlichkeit. Danach geht es zu einem ausgedehnten Spaziergang an den Mittellandkanal. Mir steckt gestern noch ziemlich in den Knochen. Die Nacht war unruhig. Der Morgen bei aller Gemütlichkeit wenig leichtfüßig. Mein Gesicht ist aufgedunsen. Meine Augen verquollen. Dennoch möchte ich raus. Mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich würde so gern einfach ein paar Tage wegfahren… Es ist noch früh und es wird nicht viel los sein. Trotzdem wird dieser Ausflug fürchterlich. Ich habe genaue Vorstellungen, bzw. “Anweisungen” an die Hand bekommen was zu machen ist, wenn wir beispielsweise Menschen- oder Hundekontakt haben. Es ist wichtig Lex in diesen Momenten viel Ruhe zu vermitteln und zu zeigen, daß einfach wir interessanter sind als alles was drum herum passiert. Er soll sitzen bleiben, darf schauen, soll sich dann aber wieder an uns orientieren, dann darf es weiter gehen. Es gibt mir selbst Sicherheit, weil ich weiss was zu tun ist und ich mich ganz darauf konzentrieren kann. Irgendwie macht es mein Mann aber nicht so wie besprochen. Ich weiß nicht woran es liegt. Was er sich dabei denkt, oder was seine Beweggründe sind. Mich bringt es jedesmal völlig aus dem Konzept. Es verunsichert mich. Die Situation ist plötzlich unvorhersehbar – ich weiss wie Lex reagiert wenn wir es machen wie ich es mache. Faktor Unbekannt ist also nur der fremde Gegenüber. Ich weiss wohin ich meine Aufmerksamkeit lenken muss. Läuft es anders zerplatzt meine Aufmerksamkeit in tausend Teilchen was letztendlich zu einer Panikattacke führen kann. Diesmal führt es zu einem handfesten Streit und ich stelle Lexs Ausbildung in Frage. Wir sind noch nicht so weit, Lex und ich, einfach Übungen zu variieren.

Ich verschwinde nach diesen für mich fatalen Ausflug in mein Zimmer. Ich muss meine Gedanken ordnen. Wenn jeder macht was er will, werden wir nie ein Ziel erreichen. Was für mich bedeutet, daß mein Weg definitv enden wird. Klappt es mit der Ausbildung nicht – und die können wir nicht anfangen solang solch grundlegende Dinge nicht sitzen – gibt es kein Weiter mehr.

Es gibt nur wenig Gelegenheiten Kontakte zu üben. Grundsteine zu legen. Ich muss in den nächsten Tagen zusehen, daß ich alles was heute schief gelaufen ist wieder ausbügeln kann. Das ist einfach unnötig.

Ich nehme also wieder meine Pillen und bleibe bis zum Nachmittag in meinem Zimmer. Kurz sitze ich im Garten oder im Wohnzimmer. Dann schlafe ich endlich ein. Es ist fast schon später Nachmittag als ich mich besser fühle. Dann auch spreche ich wieder mit meinem Mann.

Einen weiteren Ausflug in die Stadt müssen wir dann doch bleiben lassen. Ich lege mich aufs Sofa.

Tschüss.

vor 6 Jahren

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