Verdrängen und wieder bewusst machen

Wir haben uns gestern Abend ziemlich gestritten, naja es war eher eine Grundsatzdiskussion. Ich weiß, daß es nicht leicht mit mir ist. Das auch mein Mann oft an seine Grenzen kommt. Wir haben “momentan” leider eine ganz schlechte Angewohnheit – Verdrängung. Irgendwie wird es schon gehen, bis es bei mir eben nicht mehr geht. Wir uns streiten, ich ihm Vorwürfe mache, wir beide heulen und uns versprechen diesmal alles besser zu machen. Ich fürchte nur es wird nicht mehr so viele Gelegenheiten geben alles besser zu machen. Solch Zusammenbrüche kommen in immer kürzeren Abständen. Ich habe einfach keine Reserven mehr. Kann mich nicht mehr richtig erholen. Das geht jetzt schon eine ganze Weile so. Immer wieder schaffe ich es mich zu fangen. Aber nicht ganz, immer ein bisschen weniger. Ich habe Angst irgendwann einfach völlig aufzugeben. Klinik war gestern auch Thema. Wenn ich auf einen Platz warten muss, muss ich eben meine auswegslose Situation deutlich machen. Was bedeuten würde ab in die Geschlossene. Will ich das wirklich? Es ist nicht abzusehen wie es dann weiter gehen kann. Wird mich das völlig kaputt machen? Einen Vorgeschmack gab es ja schon während meines ersten Klinikaufenthalts. Nicht schön. Bis heute knabbere ich daran. Bis heute hält es mich von einem “sinnvollen” Klinikaufenthalt ab. Heut morgen haben wir bei der Terminvergabestelle der KVN angerufen. Termin bei einem Psychiater gibt es nur mit einer Überweisung auf der ein entsprechender Code steht – steht auch alles auf der Website, aber ich finde es eher verwirrend als aussagekräftig. Einen Termin bei einem Psychotherapeuten gibt es in diesem Sinne auch nicht. Ein Erstgespräch wird vermittelt. Da wird mal auf die Diagnosen geschaut. Man hat weder Einfluss auf ein Wann noch ein Wo. Wir haben uns dennoch ein Erstgesprächstermin geben lassen. Sechs Wochen bis dahin. Vielleicht geht es dann weiter. In der Zwischenzeit habe ich noch einen Termin in der MHH bei Prof. Krüger. Eine Ladung Botox und gutes Tagesklinikzureden. Ich weiß, er macht da alles möglich. Ich kann aber nicht. Bzw. war mein letzter ernster Anlauf ungehört verklungen. Immer wieder habe ich das Gefühl auf mich allein gestellt zu sein. Irgendwie provoziere ich das ja auch. Wie weiß ich nicht so richtig. Ich tue mich eben sehr schwer mit menschlichen Kontakten. Aber man kann doch auch beides haben? Depressionen und Freunde oder? Warum klappt das bei mir nicht.

Wir haben einen Ausflug für das nächste Wochenende geplant. Einmal darüber nachgedacht ist es eine Nummer zu groß für mich. Drei Tage Grillcamp in Hamburg. Meine Menschenscheue wird mich entweder völlig aus mich herausholen, oder mich gleich in eine Ecke verbannen. Drei Tage halte ich das nicht durch, ein Zusammenbruch ist vorprogrammiert. Als wir vor einigen Wochen darüber gesprochen haben, Tickets und Zimmer gebucht haben, hat sich das alles noch ganz toll angehört. Wahrscheinlich war es auch mein Wunsch endlich raus zukommen, der da die lautesten Töne gespuckt hat. Ganz im Auftrag des guten Geschmacks wollten wir unterwegs sein. BBQ-aufs-Ohr wieder etwas mehr Leben einhauchen. Entsprechende Shirts, Caps und natürlich auch eine Decke für Lex mit Aufschrift. Daraus geworden ist null komma nichts. Unseren Auftrag haben wir so klein wie möglich geschnibbelt. Vielleicht wollte ich meinen Mann auch nur einen Gefallen tun. Er hat sich eine Auszeit verdient. Vielleicht sollte ich ihn auch alleine los schicken. Dann kann er den Kopf frei bekommen und ich mach es mir hier mit Lex gemütlich. Mit Lex im Haus habe ich auch weniger Angst allein zu sein. Ich könnte mit Lex Fahrradanhänger trainieren und vielleicht eine kleine Tour mit ihm machen. Wir sprechen heute Abend darüber. Natürlich hat er auch Angst, daß ich hier “durchdrehe” und was endgültiges mache. Werde ich nicht. Nicht so einfach.

Welpengruppe steht an. Heute ist ein Stadttraining geplant. Die letzte Stunde wurde aufgrund des Wetters abgesagt. Vermutlich wird es heute ähnlich sein. Unwetterwarnung mit Starkregen und Hagel. Ich halte Lex dennoch ruhig. Mein Mann hat heute Morgen eine Runde mit ihm im Garten Gas gegeben. Inzwischen haben wir es 25 Grad im Schatten und es ist kaum Mittag. Es schadet uns also beiden nicht Ich bin gespannt entspannt auf das was da kommen wird.

Irgendwie bin ich eh eher entspannt als angespannt. Das ist ja das Trügerische. Nach so einer Explosion wie ich sie gestern Abend hatte, geht es mir immer erstmal wieder besser. Es ist nur eben nicht von Dauer. Trotz Albträumen heut Nacht – solche, die erst im Nachhinein ihre volle Wirkung entfalten. Dann wenn man wieder wach ist und weiß daß der Traum nur ein Traum war. Dann wenn man sich bewusst wird wie dunkel die Nacht und wie tief ihre Schatten sind. Wenn man die Augen nicht zu machen kann, weil die Bilder wieder kommen. Wenn man die Augen auch nicht offen lassen kann weil in jedem Schatten die Bilder lauern – fühle ich mich fit und munter. Ja, der Morgen war von einigen Seuftzern durchzogen und ich habe mich sehr schwer getan meinen Platz im Tag zu finden. Es hat dann aber doch besser geklappt als ich es mir habe ausmalen können.

Ich habe die Tage wieder angefangen zu häkeln. Mein erstes Halstuch. Naja, stimmt nicht ganz. Mit dem Muster habe ich schon ein Tuch in Neongelb für Rebeca gehäkelt und sogar einen Poncho für mich. Der Unterschied ist diesmal nur, daß ich feine Wolle von meiner Cousine genommen habe und viele viele Reihen häkeln muss und nicht zwei drei Reihen und Dank dicken Garn gleich ein fertiges Irgendwas habe. Meinem Handgelenk hat es nicht weiter geschadet. Die Schmerzen werden tatsächlich auch langsam weniger. Ich liebe die Farbe der Wolle – ich glaube mein Cousinchen hat sie auch selbst gefärbt. Sie erinnert mich an Veilchen. Lila und gelb und grün. Es warten ja auch noch drei andere Häkelprojekte, die dringend auf Fertigstellung warten. Zwei Ponys und die liebe Schnecke, deren Haus ich einfach nicht hinbekomme.

Pattern by: weiss ich leider nicht, Wolle by: Sarahlinde

Zuversichtlich, da ich dieses megaschwere Muster für das Halstuch selbst entziffern konnte (Jaaa… das erste habe ich vor ein paar Jahren mit meinem Schwesterherz geübt. Ich habe mich aber erinnern können!), kann es nun auch nochmal ans Schneckenhaus gehen. Pony eins muss weiter warten, die Seite des Glasaugenherstellers ist zur Zeit nicht erreichbar. Irgendwo habe ich sicher auch noch einen Katalog rumfliegen… Ohne Augen, kein Pony. Pony zwei benötigt nur noch seinen Feinschliff. Hat aber durchaus noch einen Moment Zeit. Ich hätte aber eine Beschäftigung für das Wochenende. Dazu eine Menge Eis und Lego Star Wars.

Der Tag vergeht und tut es auch nicht. Bisher ist die Welpengruppe nicht angesagt. Ich mag nicht. Mein Mann würde auch alleine fahren. Ist das gut? Ist das sinnvoll? Kann ich das machen?

Abgesagt – mein Mann hat mir eben Bescheid gegeben. Ist auch einfach zu heiss. Lex pennt praktisch seit heut morgen. Kurz in Garten zum Abkühlen gewesen. Gibt natürlich nicht ganz ohne Diskussion. Der Herr wollte gern mein Häkeltuch anfressen… Kinder!

Tschüss

vor 6 Jahren

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