Termine und fix und fertig

Tag, Nacht, Tag, Nacht… Mein Mann hat sich heut Urlaub genommen. Wir haben zwei Termine, die mir ziemlich zu schaffen machen. Termin Nummer eins, Laborkontrolle beim Tierarzt – um nicht alles aus Lexs Blog vorweg zunehmen, es geht um Lexs Fütterung und um einen Gendefekt bei dem er möglicherweise Träger ist. Unsere neue Tierärztin kann die Sorgen unserer alten Tierärztin Lexs Blutbild betreffen ganz und gar nicht bestätigen. Sie merkt schnell, daß wir wissen wovon wir sprechen – Thema Rohfütterung, was wir tun können, ist weiterhin die Rationen neu zu berechnen und auch immer wieder mal von Außen drauf gucken zu lassen. Labor hin oder her, wirkliche Fehlernährungen sieht man eben erst wenn es zu spät ist. Was eben nicht nur bei Rohfütterung, sondern auch bei Industriefutter der Fall ist. Das Blut für den Gentest ist schnell abgenommen, auch sie ist der Meinung, daß es wichtig ist zu wissen ob Lex Träger des Defektes ist oder nicht. Nächste Woche haben wir die Ergebnisse.


Wir müssen dafür nach Hannover City fahren. Sofort bekomme ich Beklemmungen ob der Enge, der vielen Menschen und der Lautstärke. Ich bin eben nicht für die Stadt gemacht. An der Praxis angekommen ist hier sprichwörtlich der Bär los. Die Praxis liegt in einem Hinterhof, hier auch eine Kindertagesstätte. Hunde und Kinder soweit das Auge reicht. Da Lex ohne Kontakt zu Hunde und mich ohne Kontakt zu Menschen durchzubuchsieren erscheint mir schier unmöglich. Mein Mann muss das Auto umparken. Hier ist alles voll und ich bin auf mich allein gestellt. Mühsam schaffe ich es bis in die Praxis. Auch hier ist es irre voll. Die Helferin an der Anmeldung stellt mir einige Fragen, die mich darauf schließen lassen, daß sie uns weder im System noch im Terminbuch findet… toll. Dennoch bittet sie mich Platz zu nehmen. Wir setzten uns ins Treppenhaus. Endlich kommt mein Mann. Lex ist aufgeregt. Klar, alles schreit, quiekt und bellt durcheinander. Widererwartend sind wir dann auch sehr schnell dran. Meine Sorgen Lexs Gesundheit betreffend werden nicht bestätigt. Die alte Tierärztin hatte bei jeden unserer Besuche quasi eine neue Hiobsbotschaft parat – kann ich nicht. Zu schnell halte ich es für bare Münze, zu schnell sind alle Einwände und Argumente weg. Zu schnell lasse ich mich vom schlimmsten überzeugen.

Zurück im Auto bin ich kaum noch in der Lage zu sprechen. Ich stelle mein Assistenzprojekt und die Sinnhaftigkeit vom Stadttraining in Frage – ich gehöre hier einfach nicht hin. Wenn ich ganz ganz fürchterlich gut drauf bin, kann ich es eine kleine Weile aushalten, mehr aber definitiv nicht. Mehr will ich auch gar nicht. Ich bin einfach jemand der fernab jeder Zivilisation am glücklichsten ist. Endlose Weiten nur für Lex und mich und meinen Mann und hin und wieder ausgesuchte Kontakte. Niemand braucht Städte.

Zuhause muss ich mich erstmal ein wenig in mich selbst zurück ziehen. Lex pennt platt in seiner Kiste.


Am Nachmittag schauen wir uns eine Hundepension an. Für den Fall der Fälle wollen wir gerüstet sein. Wir haben niemanden bei dem wir Lex unterbringen könnten falls es hier zu einem Notfall, egal welcher Art, kommt. Mir ist es wichtig, daß die Betreuung sich mit unserer Art der Erziehung auskennt, wir an einem Strang ziehen und mir niemand in mein sorgsam gepflegtes Handwerk pfuscht. So sage ich es auch. Man hat dort Erfahrung mit Hütehunde und ja, wir ziehen an einem Strang. Im August dürfen wir Lex zur Probe vorbei bringen. Dann sind hier die Sommerferien vorbei und der Betrieb normalisiert sich. Geplant sind zwei Tage im Monat. Lexfrei für mich, zur Gewöhnung und zum Austausch mit anderen Hunden für ihn. Unsere Trainerin und die Betreuerin kenne sich. Die Chemie zwischen uns stimmt. Lex gefällt, ein Hübscher, ruhig, aber doch mit einem gewissen Feuer – wie es sein soll.


Genug des Lexexkurses. Dinge die mir dennoch auf der Seele brennen. Die mir meinen Alltag erschweren. Die mich belasten. Die ausgesprochen werden müssen.

Mein Training habe ich sausen lassen. Zu viel des Guten heute. Nach einem Quasselflash, den ich gern mal habe nach einem positiven oder auch aufwühlendem Erlebnis, bluten meinem Mann die Ohren, Lex liegt irgendwo geschafft vom Tage im Flur und auch bei mir gehen langsam die Lichter aus. Das Wochenende wird ruhig. So der Plan. Stadt. Mittellandkanal. Seelenzeit. Brötchen am Sonntag. Mehr nicht.

Tschüss

vor 6 Jahren

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