Montag, Dienstag….

Sonntag Morgen

Die Tage sind einfach durch meine Finger zerronnen. Kaum ist es Freitag, ist es auch schon wieder Montag. Sonntag und Montag allen mir wirklich schwer. Abends will ich nicht ins Bett, weil ich den Morgen nicht erleben will. Ich will schlafen. Nicht wach sein. Alles was zu tun ist, läuft fast automatisch ab. Ohne Gefühl dafür, ohne Emotionen. Als wäre ich an einem anderen Ort.

Am Freitag hat meine Krankenversicherung versucht mich anzurufen. Gefühlt habe ich es 1000 Mal geschrieben: Ruft mich nicht an!

Das Telefon ist schlecht weg ein Trigger für mich. Kein Mensch kann das verstehen oder nachvollziehen. Stell dich halt nicht so an. Nein. Mal eben telefonieren. Wo ist da das Problem.

Ich verlange nicht, daß man es versteht. Ich verlange, daß man es akzeptiert. Kein Telefon. Ende. Aus. Eigentlich habe ich grundsätzlich eine Rufumleitung drin. Die Tage habe ich sie heraus genommen, für den Fall der Fälle, daß mein Mann mich erreichen muss. Anderseits kann er mich auch über einen Messenger anrufen. Dann kann aber auch immer mal was passieren und man muss mich erreichen können… Ja. Es hat in den vergangenen Monaten niemand auf meinem Telefon angerufen. Kaum ist die Umleitung raus. Bimmelt es.

Aufstehen heut Morgen war besonders schlimm. Wenn ich im Bett liege ist alles ok. Traumergeben, was weiß ich. Solang die Realität bald verschwindet, ist es ok. Wenn sie aber wieder kommen muss, ist nichts mehr ok. Lex hat eine Weile gebellt. Er hat gestern den kompletten Tag verschlafen, die Nacht praktisch auch ohne Unterbrechung. Natürlich ist er heute dann früh fit. Wie im Autopilot stehe ich auf, ziehe mich an und sammel Lex ein. Raus. Eine Runde gehen. Ich weiß noch nicht wie und ob ich es schaffen werde. Diese Ding, dieses Ein-Fuß-vor-den-anderen-Ding. Dann steht mein Mann neben mir. Angezogen. Ich bin so froh, daß er mitkommt. Eine Weile schaffe ich es die Leinenverantwortung zu tragen. Das Pubertier ist wild.

In der Küche herrscht Chaos, zum ersten Mal seit dem Lex da ist, überwältigt mich das Küchenchaos. Ich bin wieder gelähmt und stehe da und weiß nicht ein noch aus. Wo soll ich anfangen. Chaos ist dabei relativ. Ein paar Teller, eine handvoll Krümel, eben das was vom Abendessen übrig ist. Flammkuchen. Ja… Es ist mir fast peinlich zu sagen. Hier herrscht seit einer kleinen Weile die Fastfoodküche. TK. Eis. Süßigkeiten. Es ist wie es ist.

Samstag Abend

Ich versuche es mit einem zweiten Morgen. Ich weiß nicht ob es geholfen hat. Ich stehe in der Küche und wieder muss ich den Raum verlassen. Ich kann mir nicht mal einen Kaffee kochen. Warum auch. Gestern ist mir mein Bambus Kaffeebecher kaputt gegangen. Ich war in letzter Zeit zwar nicht mehr so wählerisch was mein Kaffeegefäß betraf… Ich mag es mir aber aussuchen können ob ich meinen Becher oder eine Tasse nehme!

Samstag Abend war ich für einige Stunden allein mit Lex. Mein Mann war unterwegs. Es gab ein ziemlich ordentliches Gewitter und Unmengen an Regen. Lex und ich haben uns die Abkühlung wohl gefallen lassen. In Nachbars Garten hat eine kleinere Feier stattgefunden. Mir unbegreiflich wie Menschen nur so laut sein können. Vielleicht bin ich auch einfach nur extrem empfindlich. Ich will nichts von der Außenwelt hören und sehen. Schon gar nicht gezwungener Maßen. Ich habe insgeheim mit dem Schlimmsten gerechnet. Lex bellt stundenlang. Nein. Im Gegenteil. Er war tiefenentspannt. Auch das Gewitter hat ihn nicht sonderlich beeindruckt. Der Regen war im teilweise zu doll. Später wollte er gar nicht mehr rein. Ins Bett gehen war auch kein Problem. Nach dem er kurz mit im Bett war, hat er sich auf den Boden gelegt. Dankt kalter Luft von draußen, waren seine Augen ganz schnell zu und noch bevor ich mein Buch an die Seite gelegt habe, hat er geschlafen – Trotz Feier neben an. Bester Mann.

Dann war es Sonntag. Ich bin gleich früh mit Lex raus, mein Mann war irgendwann in der Nacht zurück. Soll er noch etwas schlafen. Durch den Regen ist der kleine Bach wieder planschbar, überall sind riesige Pfützen und Lex bekommt einen Zoomie nach den anderen. Guter Morgen für Lex. Mein Mann geht alleine zum Bäcker. Ich verbringe den Tag mehr oder weniger komplett auf dem Sofa. Es gibt Süßkram und gratis Bauchschmerzen. Am Abend will ich nicht ins Bett. Nein.

Und jetzt ist Montag. Es ist Mittag. Die Küche ist weiterhin Chaos. Ich habe immerhin schon eine handvoll Brombeeren gepflückt – eigentlich hätte ich die gern für nach dem Training. Ja, Training. Ich mag nicht. Ich will. Ich mag aber nicht. Ich weiß nicht ob es meiner allgemeinen Demotivation oder an der Tatsache liegt, daß heute die Beine dran sind. Freitag hat mir gut getan. Ich habe mich hinter kaputt, aber auch entspannt gefühlt. Ich werde die aktuell Gewichtserhöhung nicht zu 100 Prozent schaffen. Es fehlen zwei, drei Wiederholungen im letzten Satz. Bevor die Ausführung leidet, höre ich lieber auf. Ich habe mit mir beschlossen, Woche I einfach zu wiederholen bis ich die Sätze sauber voll kriege. Es ist also nicht schlimm wenn mein heutiges Training nicht zu 100 Prozent läuft. Im Gegenteil es wäre bei meiner Grundstimmung sogar fast zu erwarten.

Regentanz ohne Musik

Ich weiß nicht ob es an den Terminen, die im August anstehen liegt, an der unterschwelligen RV-Bedrohung, oder an was auch immer. Eigentlich stehen auch ein paar gute Termine an. Welpentreffen, Treffen mit meinen Androjanern. Treffen mit meiner Mom und mit der Familie. Ja, auch Termine bei Psychologen bzw. Beratungsstellen – sofern meine Krankenversicherung endlich grünes Licht gibt. Sicher haben sie deshalb angerufen. Vielleicht ist mir das auch einfach zu viel. Viel viel zu viel. Manche Treffen muss ich wetterabhängig machen. Wenn es so brüllend heiß bleibt, werden wir mit Lex wohl nicht zum Welpentreffen fahren. Damit würde dann auch das Treffen mit meiner Mom ausfallen. Gleiches gilt für das Treffen mit meinen Androjanern. Lex muss mit, ist es zu heiß, bleiben wir alle Zuhause.

Nach einer weiteren Weile versuche ich mich noch einmal in der Küche. Es ist wirklich nicht viel. Das Durcheinander ist allerdings zu viel für mich. Krümel um Krümel schaffe ich bei Seite. Dann kümmere ich mich um mein Oatmeal. Heute mit Brombeeren. Ich versuche es. Ich versuche es einfach.

Oh ja natürlich… Natürlich ist mein Kaffeebecher kaputt.

Ich versuche es wirklich im Keller. Schon bei den Aufwärmgewichten komme ich schnell an meine Grenzen. Ok. Ich muss es akzeptieren. Es ist nicht genug Kraft für alle Fronten da. Ich wickel mich wieder in mein Spannbettlaken ein. Eigentlich hatte es als Durchschwitzschutz auf dem Sofa gelegen. Aber ich mag es mich darin einzuwickeln. Es fühlt sich festgekuschelt und geborgen an.

Tschüss

vor 6 Jahren

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