Albtraum und wuseln gegen die Angst

Langsam macht mir das Wetter auch nachts zu schaffen. Keine Abkühlung in dieser Nacht. Trotz Insektennetzen Mückenalarm. Heut Nacht hatten sie es auf meine Beine abgesehen. Als Decke benutze ich zur Zeit nur ein Deckenbezug. Beide Fenster sind offen, es könnte also Durchzug geben. Meine abendliche Geschichte, die ich mir selbst in Gedanken erzähle hat sich mit Traumsequenzen vermischt – erdachte und erträumtes. Verwirrend. Erschreckend. Irgendwann bin ich dann doch richtig eingeschlafen um, mich kratzend, wieder wach zu werden. Ich habe das Weckerklingeln mit bekommen. Erst nicht einschlafen wollen. Dann nicht aufwachen wollen. Schlafe dann noch einmal richtig ein.

Ich würde nicht sagen, daß es ein Albtraum war, laut Definition dennoch. Es war wie Nachrichten gucken, auch das Traumbild glich einer alten Videoaufnahme. Ein Mann mit seinem Auto Fähre gefahren. Dann von der Fähre runter und irgendwo im kleinen Stau, Fähre Festland, ist er dann gestorben und samt Auto in einen Graben gefahren. Soweit nicht so schlimm. Es erfolgte dann eine Leichenschau mit einer doch eher untypischen Öffnung. (Es wird detailreich…) Er war ja dann doch schon drei Tage tot und hat, während der Rechtsmediziner professionell auf der Leiche herum gedrückt hat, keuchend und würgend unmengen an hellrosa Blut ausgespuckt. Die Zunge ist dabei lustig rumgeflattert. Aus welchen Gründen auch immer hat ein Polizist, dann den Kopf der Leiche in die Hände genommen. Durch die Verwesung zog sich der Hals in die Länge – wie Kaugummi. Die Haut des Halses wurde immer durchsichtiger und irgendwann ist sie dann gerissen. Halswirbelsäule, wer braucht denn sowas. Die war jedenfalls weggebröselt. Am Kopf – viel mehr an Speise- und Luftröhre die dann über Kehlkopf und Zunge im Mund endeten und also noch irgendwie dran waren, zog der Polizist alles raus was so in einem Menschen baumelt. Als würde man einen Fisch ausnehmen. (Fertig mit detailreich) In dem Moment habe ich gemerkt wie unter meiner Traumgelassenheit (daher auch meine Zweifel am Albtraum) ein echter Würgreflex eingesetzt hat. Das war wieder so ein Traum, der erst im Nachhinein fies wird. Ein Nachbrenner. Mir ist wirklich und wahrhaftig schlecht geworden. Gleich-zum-Kotzen-rennen schlecht.

Das habe ich so auch noch nicht erlebt. Guter Start in den Tag.


Es hat einen Moment gedauert den Traum abzuschütteln. Danach ist es aber auch kein Thema mehr daran zurück zu denken. Es gibt Träume die mir noch immer Angst und Schrecken einflößen und ich nicht daran denken kann und will. Dieser gehört nicht dazu.

Während ich meine Traumerlebnisse beschreibe, höre ich wie ein Lieferwagen in die Auffahrt fährt – ja das jagt mir ein wirklich unangenehmes Gefühl bis in die Knochen. Das heißersehnte Paket von gestern – oh Wunder – ist dann doch nicht gekommen. Bei “Flügel”-Boten ist es immer das gleiche Spiel. Laut Paketverfolgung ist es in der Zustellung und kommt dann und dann. Am Abend ist es dann im Verteilerzentrum. Its magic! Gestern. Heute ist es dann doch plötzlich da. Das Gefühl hält deutlich länger. Es flammt auch immer wieder neu auf – obwohl das Paket schon lang neben mir liegt und auf meinen Mann wartet.

Den Vormittag habe ich damit verbracht im Wohnzimmer die Bilder um zuhängen. Wir haben eine Schottlandkarte bekommen und ich wollte sie aufhängen. Hinter die Scheiben von “Hamish” hat sich ein fettes Silberfischchen verirrt. Auch ist der Rahmen etwas verzogen. Das nehme ich gleich mit in Angriff. Das Wohnzimmer ist L-förmig und wir haben es in drei Teile aufgeteilt. Alle Teile sind farblich von einander getrennt. Es gibt den Essbereich in schwar/weiß gehalten – “Hamish” wir dort den Platz der “Pfötchenblumen” einnehmen.

Hamish

Dann geht es weiter in eine Sitzecke, getrennt durch mein Terrarium – grün gehalten. Hier steht auch mein mega coole Couchgarnitur und hier hängt mein… abgestürzter Todesstern. An der Wand ist die “Äffichenkunst” – die zieht um in die TV-Ecke. Hier kommt jetzt die Schottlandkarte hin. An das Fenster – im Rücken der Couch – kommt die große Saltire Flag.

Schottland Karte

Das Fenster ist eh nackt und das gefällt mir nicht so gut. Die Flagge hat vorher über dem Sofa in der TV-Ecke gehängt.

Saltire Flag jetzt am Fenster – abgestürzter Todesstern

Da ist jetzt die “Äffichenkunst” untergebracht.

Äffichenkunst

In der TV-Ecke – eine Wand nun ganz kahl – weiß und bordeaux – in Blickrichtung, jetzt über unseren Hochzeitsbildern, hängt die “Pfötchenblumen”.

Pfötchenblumen und Hochzeitsbilder samt Brautstrauß

Danach habe ich eine Leiste befestigt und das Insektennetz im Schlafzimmer unablösbar festgeklebt. Natürlich habe ich mich an der Heißklebepistole verbrannt…

Ich weiß nicht was mich im Augenblick antreibt. Wahrscheinlich einfach nur die Angst mit mir allein zu sein. Ich wusel mich hier kaputt. Ich habe unheimliche Angst vor dem Termin morgen. Ich werde meinen Mann mit in den Termin nehmen – sofern es ok ist. Ich habe einfach zuviele enttäuschende Termine gehabt. Gespräche, in denen ich erzählen musste, Gespräche die dann doch mit einem Lächeln und Winken abgetan wurden. Ich möchte hoffen. Jedes Mal habe ich gehofft. Jedes Mal Enttäuschung. Wenn die Beratung morgen zu nichts führt – dann habe ich wirklich alles probiert. Wer kann mir dann noch helfen? Wo kann ich dann noch jemanden finden?
Keine Gedanken machen. Nicht daran denken. Ich muss es auf mich zukommen lassen.


Leere kommt. Leere geht. Ich kämpfe mit Cravings, die ich Monate nicht hatte. Die ich fast schon überwunden glaubte. Ich will mir die Haut von Leib kratzen und mit dem Kopf an die Wand schlagen. Es soll aufhören. Dann liege ich auf dem Sofa, auf dem Boden. Warte auf den Abend.

Tschüss

vor 6 Jahren

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