Vorgestern und gestern und heute

Samstag war ein wirklich langer Tag. Es ging früh los, ersteinmal Richtung Mom. Wir brauchten weniger Biobreaks als gedacht und waren etwas früher als geplant da. Mom, ihr Mann, Schwesterherz und Neffichen, alle da. Wölkchen wurde kurzerhand zum Indianer Pferd umfunktioniert – gerade schwer angesagt bei meinem Neffichen, kommt mir doch alles sehr bekannt vor. 

Die Zeit war kurz und lang und alles auf einmal. Es gab eine köstliche Hühnersuppe mit Nudeln – genau das Richtige wenn man so aufgeregt ist. Dann ging es weiter, diesmal nicht ins Hundezentrum, sondern noch weiter Richtung Darmstadt, hier wohnt Snow White. Ich war zerrissen zwischen völliger Ruhe und höchster Auflösung. In den letzten Tagen habe ich immer mal wieder Lavendelöl eingenommen und bilde mir wirklich ein, daß es mich beruhigt. Ich rieche zwar gelegentlich wie eine Duftlampe – aber hey, wer wünscht sich nicht nach Lavendel duftende Püpschen. 

Endlich da. Wir wurden herzlich empfangen. Mama Snow White sehr aufgeregt – aber ja, keine Mama mag es gern wenn eine Horde Fremde an die Babys geht. Alle Welpen schlafend am Boden. So ist das! an/aus. Dazwischen gibt es erstmal noch nichts. Dennoch habe ich mich in ihren ‘Laufstall’ gesetzt und wurde tatsächlich auch gleich begrüßt. Sleepy, der seinen Namen erstmal so gar keine Ehre gemacht hat, hat mich ausgebigt beschnuffelt und bekaut. War auch schon ziemlich rabiat der Kleine – und ja auch da muss man sagen wann Schluss ist. Wir Humanoide kamen ins Gespräch, wenn ich flauschige Ablenkung habe, geht das meistens auch ganz gut. 

Aber Sleepy, du bist doch der Falsche! Hier, dieser kleine Zwerg ist es.

Aber ihr seid doch nicht die mit dem Namen, oder?! 

Kurze Schrecksekunde. Doch nicht meiner? Nein. Alles gut. Es kommt nur gleich noch jemand, der auch einen Assistenzhund sucht – und die sind eben Prio – Es kamen noch ein paar mehr Interessenten, aber wie gesagt: Erste Wahl hatten wir und die war praktisch schon vor Wochen, zumindest vom Herzen, getroffen. 

Ja. Ab hier war klar Lex ist unser, unser ist Lex – für uns vorgemerkt, seit dem klar war, daß er mitbringt was ein PTBS-Assistenzhund haben muss. Zufall daß er mein heimlicher Favorit war. Aber direkt mit Sternchen versehen – DIESE SNIEFE IST FÜR KNOPPES. 

Ganz frisch, ganz klein, mein heimlicher Favorit 

Mir war es erst nicht geheuer, daß noch mehr Leute kommen. Ich habe dann auch gesagt, daß ich mich kurz zurück ziehe, beobachte. Doch dann habe ich einfach Lex in den Arm gedrückt bekommen und alles war gut. Später konnte ich mich auch zu den anderen dazu setzen. Immer mal eine kleine Unterbrechung. Immer mal an den Rand. Aber keine Panik, keine Angst, kein Zittern, alles gut. 

Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl sich in eine Horde Welpen zu setzten. Es ist einfach pures Glück. Ein noch unglaublicheres Gefühl ist es, wenn man sich aus der Horde Welpen, seinen Freund fürs Leben aussuchen darf oder sich aussuchen lassen darf. 

Natürlich hat man erstmal vorallem nur Augen für seinen Hund, aber als dann Happy auf mich zu kam, sich hingesetzt und mir direk in die Augen geschaut hat, mit diesen wunderschönen blauen Augen. Dagesessen und mich angeschaut. Eine kleine Ewigkeit. Hübscher Kerl. Sieht aus wie die Mama. Ach… 

Nach dem wir dann den Kaufvertrag unterschrieben haben, wurde Lex noch ein letztes mal gestreichelt. Mami Snow White musste noch eine Welpenfütterung über sich ergehen lassen – nein, ich glaube es beneidet sie inzwischen niemand mehr um die Horde spitzzähniger Raubtiere an ihrem Gesäuge. Dabei wurde aber auch klar, wie schwer es die kleinsten haben. Ein Lex Brocken schiebt sich einfach dazwischen und ein klitzekleiner Happy fluscht einfach weg. 

Mein kleines Fazit: Hier sind wirklich Menschen mit Herzblut am Werk. Sie lieben ihre Hunde und das was sie tun. Wir sind mit einem riesen großen Rucksack voller Eindrücke und der Gewissheit den besten Lex zu bekommen gefahren.

Es ist alles so unwirklich und ganz weit weg und doch so nah und nicht auszumalen und alles auf einmal – wie immer. Es sind gute zwei Wochen  bis Lex hier einziehen wird. Für sein ganzes Hundeleben. 

Die Rückfahrt war lang, wir brauchten aber nur eine Pause. Eine Kuschelrunde auf der Couch – den Platz genießen… Dann ging es auch schon schlafen. Eine ruhige Nacht. Eine friedliche Nacht. 

Gestern. Leer. Unwirklich Einsam. Trotz guter Nacht hatte ich extreme Startschwierigkeiten. Alles was ich nicht direkt vor Augen habe, ist nicht existent. Alles was bleibt ist eine Leere. Ein Fehlen. Es ist so als wäre Samstag nie gewesen. Dieses Gefühl verlassen zu sein. Alleine zu sein. Vergessen zu sein. Es ist immer da. Besonders präsent wenn mein Mann z.B. Urlaub hatte und dann wieder arbeiten fährt. Oder so wie eben am Samstag. 

Ich sitze in meinem Zimmer und puzzle, ich habe schon Nachschub bekommen. Momentan eine gute Ablenkung. Irgendwann gehe ich in die Küche. Keine Lust auf Kaffee und Ingwersaft. Aber die Vogelhäuschen wollen bestückt werden. Ich ziehe das Rollo hoch – irgendwas sitzt im Garten. Die ausgerissenen Brennesseln liegen noch immer auf der Wiese. Irgendwas ist da. Oh. Ein Baumfalke? Und ja… Das war meine Amsel. Er schaut zu mir rüber. Dann fliegt er mit der Amsel weg. Schwer beladen. Der kleine Flattermann ist kaum größer als seine Beute. Das Rollo muss ihn aufgeschreckt haben. 

Bin ja schon länger der Meinung, daß hier, wahrscheinlich auf dem Pferdehof, ein Falkenpaar leben muss. 

Mein Mann ist in seinem Zimmer, sichtet Fotos und Videos. Bastelt am Hundeblog. Ich mache mein Essen, dann geht es in den Keller. Das Training ist wirklich gut. Die alte Kraft kommt langsam zurück. 

Später gibt es ein köstliches Steak, eigentlich wollten wir essen gehen, waren aber zu spät dran für die Lokalitäten unserer Wahl. Kinoabend! Endlich Star Wars und Popcorn! Der Kinosaal ist praktisch leer. Für mich gibt es einen großen Eimer Popcorn. Kino und Popcorn muss sein – kein schlechtes Gewissen, keine Reue, kein Kotzen, nicht mal ein Gedanke daran. 

Gemütliche Sessel, Fußhocker, Lounge Service. So muss Kino.

Der Film ist gut – technisch sind die Weltraumschlachten einfach grandios – 3D super geil. Allein die Story ist eben Star Wars und ich muss zugeben, daß mich die alten Charaktere, die irgendwie immer mit Gewalt reingezimmert wirken, nerven. Dazu komm der Disneytouch – viele möglichst süße kleine Tierchen. Warum…?  Und irgendwie eine ganze Horde weiblicher Charaktere. Vielleicht hat man einfach versucht mit dieser einen Episode die Frauenquote aufs höchst mögliche Niveau zu treiben. Die ein oder andere Sache wirkt ein wenig an den Haaren herbei gezogen. Dennoch schön anzusehen – wenn man auf Liebesgeschichten mit explodierenden Raumschiffen steht. 

Die Stimmung gestern Abend war ziemlich ausgelassen. Wir waren in der Spätvorstellung, ich hatte einen minimalen Zuckerschock und einfach nur richtig gute Laune. Ich hatte mein Handy zu hause gelassen – ein paar Lexbilder warteten auf uns. Die Zwerge waren im Garten und haben sich so richtig ausgetobt. 3700g bringt Lex heute auf die Waage. 

Toben im Garten

Heute: Dieser Tag startet mit bester Laune – wahrscheinlich stehe ich immer noch unter Zucker. Mein Mann ist früh los und ich habe die restlichen Trümmer der gestrigen Küchenschlacht beseitig. Zuvor lag ich noch ein extra Halbesstündchen im Bett. Einfach aus Gemütlichkeit. 

Mein Elend ist da: Ich habe in den letzten Monaten (sofern meine Periode nicht aufgrund einer Diät ausgefallen ist) festgestellt, das meine Stimmung etwas 7-10 Tage vorher deutlich schlechter wird. Ja, war schon immer so – kennt wohl auch jede Frau -, hat sich aber zunehmend verschlechtert. In dieser Zeit habe ich teilweise massivste Suizidgedanken, mein Denken und Handeln ist teilweise nicht kontrollierbar, ich bin wie gelähmt, kann keine klaren Gedanken fassen. Sämtliche Symptome meiner Erkanung verschlimmern sich bis ins unermessliche. Das ist eine Zeit in der mir wirklich alles entgleitet. Sobald dann aber meine Periode da ist, sind die Symptome fast schlagartig weg, bzw. bin ich für mich wieder handlebar. 

Kann eigentlich nicht vergessen werden…

Durch Zufall bin ich in einem anderen Blog darauf aufmerksam geworden – es gibt tatsächlich eine deutlich schwerere Form der PMS – PMDD. Leider gibt es dazu kaum Informationen. Die Symptome gehen weit über die üblichen Beschwerden hinaus und enden dann auch mit Beginnn der Blutung. 
Gefahr erkannt, kann ich hier nur sagen. Ich versuche jetzt aktiver gegenzuwirken – Lavendelöl. Eigentlich kenne ich meinen Zyklus sehr gut – ich nehme auch keine hormonelle Verhütung, Spirale oder der Gleichen, daher ist relativ leicht zu sagen in welcher Zyklusphase ich mich befinde. Dennoch trifft mich meine Periode immer überraschend. So ist es jetzt absoluter Zufall, daß ich vor ein paar Tagen mit dem Lavendelöl angefangen habe. Ich muss sagen, daß ich mich im ganzen auch entspannter fühle. Ich habe damit angefangen weil ich wieder nicht schlafen konnte und mir meine Stimmung in den letzten Tagen wieder vermehrt um die Ohren geschossen ist – ja hätte ich mal an meine Periode gedacht. 

Es sind halt auch immer überall Baustellen. 

Dann geht meine gute Laune und mein Tatendrang verloren. Irgendwo zwischen neuem Puzzle, schreiben mit Trainerin, schreiben mit Züchterin, einfach weg. Der Tag wird lang und grau. Einsam. Leer. 

Es kommt, was kommen muss. Während des Trainings endlädt sich eine gewaltige Ladung Wut. Ich verwüste mein Trainingszimmer. Schmeiße die Hantelbank um, reiße das Rackzusammen und schmeiße die Gewichtsscheiben. Auslöser waren wohl meine wirklich lausigen Kniebeugen. Ich habe es immer wieder versucht. Langsam, viel mobilisiert, heute klappt es nicht. Ich schaffe es nicht mich vorher zu beruhigen, kann passieren, es gibt eben Tage an denen Kniebeugen kacke sind. Nein, es hilft alles nichts. Am Ende finde ich mich am Boden wieder. 

Auf einmal ist da nur noch Wut und Hass

Ich habe mir den linken Arm aufgekratzt. Ich habe gewütet wie, keine Ahnung wie… Das schlimmste ist, ich komme nicht aus diesem Zimmer Nicht bevor ich mein Training abgeschlossen habe. Ich versuche es immer und immer wieder. Ich bin von den 30 Minuten Wüten so erschöpft, daß ich mich kaum auf den Beinen halten kann. Irgendwann ist es dann irgendwie vorbei. Ich schleppe mich ins Wohnzimmer. Wenigstens siegt jetzt die Vernünft und ich esse. Obwohl ich mir das am liebsten verbieten würde. Kein Training, kein Oatmeal! Nein. Ich esse es. Dann dusche ich und nehme etwas von den Lavendelöl. Heute morgen hätte ich mir nicht träumen lassen, daß der Tag so enden wird. Ich bin völlig erschöpft… Ich darf nicht daran zurück denken. Der Kratzer ist nur oberflächlich, dafür aber fast zehn Zentimeter lang und knapp einen Zentimeter breit. 

Ich habe ein Pflaster drauf gemacht. Nein. Jetzt keine Abwertung. Ist passiert. Ist ok. Gleich kommt mein Mann heim. Er weiß schon bescheid. Ich habe ihn gebeten mir eine Sprachnachricht zu schicken. 

Du bist das beste Nöpfchen. Ich liebe dich!

Tschüss


vor 6 Jahren

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