Fàilte gu Alba – Teil III

Teil I  & Teil II



Tag VIII – Tschüss Ullapool, Zwischenstopp Working Sheepdog Farm und Hallo Edinburg!

Die beiden freien Tage haben mich um vier Kekse betrogen! Meinen Mann geht es deutlich besser. Essen mag er zwar noch nicht wirklich. Schadet aber auch weniger. Ich glaube wir bringen beide eine große Portion Flauschigkeit mit. Wir brechen in aller Ruhe auf. Auf unseren Weg nach Ullapool haben wir einen Wasserfall entdeckt, der gut zu erreichen ist. Im Gegensatz zu den letzten Tagen ist es heute fast windstill. Die Sonne lässt sich auch mehrere Minuten am Stück blicken. Wir sollten es noch einmal mit der Drohne wagen. Unsere letzte Chance in diesem Urlaub! Gesagt getan. Wir steigen aus, wir steigen ein. Wir steigen wieder aus, wir steigen wieder ein. Als hätten sich die Wettergötter gegen uns verschworen. Ein Schauer jagt den anderen. Wir können Bilder machen, wir können die Drohne auch soweit startklar machen – was gar nicht so schnell geht – bevor sie aber auch nur abgebt regnet es dermaßen stark, dass wir schnell wieder einpacken. Etwas Spritzwasser ist kein Problem, solch ein Regen aber schon. Wir warten noch eine Weile im Auto. Dabei gehen wir die Unterlagen der Autovermietung durch.

Nach dem wir eine Verspätung von knapp drei Stunden am Ankunftstag hatten, war unser gemieteter Wagen natürlich weg. Der wirklich wenig freundliche Typ am Schalter konnte (ich tippe eher auf wollte, die Frage meines Mannes war sehr klar formuliert) uns auch nicht sagen ob unser alter Vertrag nun mit einem neuen Auto weiter geführt wird oder einen ganz neuen Vertrag (höherer Preis, Versicherung, etc) abgeschlossen werden muss.

Dabei fällt uns auf, dass wir den Wagen bereits um 18:30 Uhr abgeben müssen. Wir wollten uns eigentlich die Working Sheepdog Farm angucken. Irgendwie ist in dieser Reise der Wurm drin. Mein Mann ruft also bei* der Hotline an. Alles in Ordnung, die Autos werden 24 Stunden verliehen. 18:30 Uhr bezieht sich auf den Folgetag, da wir diesen Wagen bis 21:00 gemietet haben. So einfach ist es. Und ja, es gilt der alte Vertrag. Alles gut. Alles bestens. Weiter geht es. Auf Sonnenschein können wir hier nicht mehr warten.Wir haben vor ein paar Tagen den Tipp bekommen uns doch die Farm anzuschauen. Täglich um 16:00 Uhr zeigt ein Schäfer samt Hunden und Schafen sein Können. Das einmal so richtig in Echt zu sehen wäre schon was! Wir erreichen die Farm. Hier ist schon eine Menge los und es kommen noch mehr Leute. Immer wieder sieht man Hunde – Border Collies, die sieht man hier überhaupt viel – dann geht es los. Der Schäfer lässt noch ein paar mehr Hunde los und führt uns zu einer Wiese. Er stellt die Hunde vor. Der Jüngste ist 20 Wochen und darf gucken. Der Älteste ist 12 Jahre und macht eh was er will. Mit einem Jahr beginnt die Ausbildung der Hunde und dauert ca zwei Jahre. Jeder Hund hat sein eigenes Pfeifsignal. Rufe, Pfiffe, zwei der Hunde schießen los. Der Rest bleibt liegen. Der junge Hund legt sich zwischen meinen Mann und mich. Die Augen auf den Schäfer. Dann fliegen die ersten Schafe über die Wiese, in zwei Gruppen werden sie zu einer großen zusammen getrieben. Worte, Laute, Pfeifen, für uns ein unheimliches durcheinander. Weitere Hunde stürmen los, umkreisen die Herde. Immer wieder erklärt der Schäfer was er macht. Schnelle englische Worte mit schottischen Akzent, kaum zu verstehen.(Ein lauter Ruf von hinter uns, das Gatter am Eingang zur Farm ist offen geblieben, eine Handvoll Schafe sind stiften gegangen -die Autobahn ist in unmittelbarer Nähe-, schon fliegt einer der wartenden Hunde los, sammelt die Schafe ein und legt sich zurück an seinen Platz.) Er möchte, dass die Hunde nun die Herde in zwei Gruppen teilen. Pfeifen, Rufe, zwei Gruppen stehen vor uns. Er legt seine Hunde in einer Reihe vor sich ab. Dann schickt er jeden einzeln auf die Wiese, dort legen sie sich in etwas Entfernung zueinander hin. Die eine Gruppe Schafe ist inzwischen wieder weg, die andere kleine Gruppe ist da, sie werden nun im Slalom zwischen der wartenden Hundereihe entlang getrieben. Dann wird die Gruppe wieder umkreist, mit seinem Schäferstock packt er sich gezielt ein Schaf. Die anderen dürfen gehen, die Hunde legen sich ab. Die Schafe werden im Frühjahr mit der Maschine geschoren, in den Herbstmonaten per Hand um nicht zu viel der Wolle wegzunehmen. Es ist uns schon öfter aufgefallen, dass da wo diese typischen kleinen Pferche stehen – aus Stein oder Metall – Berge an Schafwolle liegen. Als wäre eine Herde explodiert. Er setzt das eben noch störrische Schaf auf den Hintern. Es ist sofort ruhig. In dieser Haltung fängt er an es zu scheren, legt es dabei langsam auf den Rücken, schert bis über die Wirbelsäule und beginnt dann an der anderen Seite wieder im Sitzen. Das Schaf ist dabei absolut ruhig. Jeder der mag, darf die Schere führen. Derweil sagt er ein paar Worte zum Wert der Schafe. Die Hunde umkreisen nun den Schäfer. Alles Rüden. Warum? Die Hündinnen sind schlauer, lernen besser, schneller, aber jede will dem Schäfer am nächsten sein. Kämpfende Hündinnen sind nicht schön. Nein. Er hat die Rüden lieber. Er lässt das inzwischen weniger wollige Schaf los und kippt es nach vorne. Sofort schießt es los. Die Hunde bleiben an Ort und Stelle. Er winkt uns mit ihm zu gehen. Die Lämmer füttern. Die Lämmer, inzwischen kaum weniger als ausgewachsene Schafe, stürzen sich sofort auf die Leute mit den Flaschen. Die Hunde verteilen sich zwischen den Leuten. Liegend, stehend, ruhend. Manch einer fordert energisch eine Streicheleinheit. Mitten drin der 20 Wochen alte Welpe, ihm hat es ein Grasbüschel angetan das wild beknurrt und begraben wird. Als die Lämmer wieder auf ihrer Weide sind, holt er zwei winzige Borderwelpen. Der Mann weiß wie er ne Show macht. Jeder der Fragen hat darf sie stellen, darf Hunde und Welpen flauschen und umhertragen. Sein Sohn stellt inzwischen einen kleinen Verkaufstand auf. Natürlich – auch hier verschwinden die Schäfer. Waren es vormals 60 Schäfer, sind es inzwischen nur noch zwei. Es war wirklich interessant einmal in die Arbeit eines Schäfers zu schauen. Alle seine Hunde hat er selbst ausgebildet. In mir wächst die leise Hoffnung aus Lex doch noch mehr machen zu können als einen mauligen Esel. Ich muss es nur machen. Aber ja, Lex ist auch noch kein Jahr alt. Auch der Schäfer hat alle möglichen Charaktere dabei und jede Ausbildung braucht Zeit und Geduld. Der 20 Wochen alte Welpe begleitet uns zum Auto. Unschlüssig steht er vor der Fahrerseite. Schnüffelt, mag am liebsten einsteigen. Dann flitzt er davon. Hier ein paar Videos. Macht dringend den Ton an! Für uns geht es weiter nach Edinburgh. Fast schon erschreckt stelle ich fest, dass die richtigen Highlands schon eine Weile hinter uns liegen. Aus Bergen werden Hügel, aus Hirschen Rehe. Wir rufen im B&B an, wir werden uns verspäten. Kein Problem. Da wir das Auto praktisch einen Tag länger haben, beschließen wir morgen damit zum Zoo zu fahren und es im Anschluss abzugeben. Der Zoo liegt direkt auf dem Weg und in Edinburgh ist ein Auto denkbar unpraktisch. Das merken wir selbst als es an die Parkplatzsuche geht. Wir sind nicht in der City. Diesmal leider nicht. Zur Zeit ist das einfach nicht bezahlbar. Das B&B macht einen kuscheligen Eindruck. Ein deutsches Paar hat sich hier seinen Traum verwirklicht. Die Decken sind hoch und mit Stuck verziert. Die Teppich dick, wie es sich gehört. Ich schlafe in dieser Nacht beinahe wie ein Stein. Auf ein Abendessen verzichten wir tatsächlich.

*Knoppes während sie diesen Text schreibt: “Ruft man an oder in der Hotline an? Mann: (Schotty Hääh) bei? Man ruft bei der Hotline an. Knoppes: Hoppala. 



Tag IX – Edinburgh, Zoo und keine Pandas

Nach einem Continental Breakfast – oh, je das habe ich wohl gestern Abend verbockt – geht es in den Zoo. Aus einer Laune heraus legen wir meinen Ausweis vor. In Deutschland bringt er uns praktisch keine Vorteile. Nicht behindert genug, keine Merkzeichen. Hier würde es zwei Pfund vergünstigen Einlass geben. Versuchen wir es. Ja, wird akzeptiert. Und ja, es wird so sehr akzeptiert, dass mein Mann als meine Begleitperson freien Eintritt erhält. WTF? Das war ja so nicht geplant! Wir haben fast schon ein schlechtes Gewissen als wir endlich das Gelände betreten. Warum? So ist es eben hier geregelt! Bei den Meerkatzen beginnt in Kürze eine kleine Führung. Ein Schotte spricht in einem unheimlich schnellen Englisch ein paar Worte zu den Meerkatzen. Wer mag darf ihn gern begleiten und ihn daran erinnern langsamer zu sprechen. Sein Weg führt ihn – mit einigen Stopps – zu den Zwergflusspferden. Es wird ein spannender und unterhaltsamer Ausflug. Wir sind zum dritten Mal in diesem Zoo, aber nie mit einer Führung. Wir lernen eine Menge Neues über den Zoo und auch über die Tiere. Wir bleiben an einem Gehege stehen. Ein Vogel steht da. Schwarzer Körper, fluffiges (fast schon Fell) Gefieder, schillernd blauer Kopf samt Hornkamm. Für mich ist es ganz klar ein Dino. Der Schotte, der niemals lächelt – weil lächeln (Zähne zeigen, Waffen präsentieren) eben ein Zeichen von Angst und Anspannung ist, ein entspanntes neutrales Gesicht eben entspannt und neutral ist – erzählt, dass wir hier wohl vor dem gefährlichsten Tier des ganzen Zoos stehen. Die Kasuare, Laufvögel, würden einem ohne Vorwarnung (nicht etwa wie der Sonnenbär mit einem Chewbaccabrüllen – wirklich wahr ist ein Sonnenbärruf) angreifen, anspringen und mit den Klauen, die er an seinen Füßen trägt, aufschlitzen. Bämm Jurassic Park oder? Den helmartigen Hornkamm haben die Laufvögel um sich den Schädel nicht beim Galopp durch die Wälder einzuschlagen. Nächster Halt natürlich die Sonnenbären.   Danach verlassen wir die Gruppe kurz für ein Mittagessen. Ja, wir sollten noch einmal auf unseren Palmölkonsum schauen. Obwohl wir immer ein waches Auge auf das haben was wir konsumieren, schadet es nicht noch einmal zu gucken. Die Bären sind einfach zu toll um auszusterben. Während unseren Besuchs schließen wir uns immer mal wieder der Gruppe an. Vor 5 Wochen ist ein neues indisches Panzernashorn in den Zoo eingezogen. Die anderen beiden Tiere sind 2016 und 2018 für Zuchtprogramme in der Türkei und Indonesien ausgezogen. Wir erhaschen auch einen kürzen Blick auf das junge Tier. Ich liebe Nashörner! Ich kann gar nicht sagen welche Art ich am liebsten habe. Sie sind alle so toll! Natürlich schauen wir uns auch die Pinguinparade an.   Jeden Mittag gegen Zwei Uhr bildet sich ein Spalier zwischen Nashorn- und Pinguingehege. Die Pinguine, die mögen, dürfen das Gehege für einen kleinen Ausflug verlassen. Dieses mal findet sich eine großere Gruppe zusammen. Bei unseren letzten Besuch war es ein einziger Pinguin der neugierig watschelnd seine Runde gedreht hat. Pinguine sind super! Nach der Parade stürmen Unmengen an Menschen zu den Pandabären. Wir gehen derweil in die andere Richtung. In den Sommermonaten muss man sich ein extra Ticket für die Bären holen, der Einlass ist stark begrenzt und während der Paarungszeit darf man sie gar nicht besuchen. Heute allerdings darf man ins Außengehege schauen. Der innere Bereich ist geschlossen. Es ist also ein kleines Glücksspiel die Bären sehen zu können. Die letzten beiden Male hat es geklappt, diesmal haben wir Pech. Kein Bär weit und breit.   Wir gehen noch eine Runde quer durch den Zoo. Tapire und Pinselohrschweine, Schneeeulen und Schmutzgeier, Pelikane und Wildhunde. Nein, die verstecken sich heute. Im Souvenirshop gibt es weder Postkarten noch ein kleines Plüschi. Irgendwie ist mir nicht nach Karten schreiben und Wölkchen in meiner Tasche duldet keine weiteren Mitbewohner. Nun heißt es Baba Auto, Hallo Tram! Es geht erstaunlich schnell, also das Auto abgegeben. Mit riesen Getöse läuft ein junges Männchen ums Auto drückt hier, puhlt da und lässt den Motor aufheulen – für was ist das nochmal gut? – Dann springt er raus, drückt uns eine Quittung in die Hand.
Yes, everything is fine.
Auf geht’s! Edinburgh City! Aufgetramt! Das Wetter hält heute einfach. Sonne und Wolken. Irgendwas scheint hier aber im Gange zu sein. Antiterrorpömpel. Inzwischen geöffnete Einlasstore. Es ist voll. Richtig voll. Ich möchte mir unbedingt “The Boy Wizard” angucken (hätte ich gewusst, dass nun an allen Ecken und Enden in Edinburgh Harry Potter Shops öffnen… 6 Pfund für nen Schokofrosch… können die wirklich springen?!) Wir stehen am leeren Schaufenster von The Oink. Morgen! Morgen gibt es einen Pulled Pork Burger vom ganzen Schwein! Heute gibt es Kartoffel. Ofenkartoffel mit vegetarischem Haggis und Cheddar für mich, Ofenkartoffel mit Baked Beans und Cheddar für meinen Mann. Wir setzen uns an den Hunter Sqaure und genießen unseren Kartoffeln. Beste Kartoffeln! Ein Hund quetscht sich unter unseren Beinen durch, ein Ball in der Schnauze. Sehr eindeutig auffordernd steht er vor meinem Mann.
Na dann wirf mal das Bällchen!
Rufe ich ihm lachend zu. Im Anschluss an gegessener Kartoffel und geworfenem Bällchen laufen wir zurück ins B&B. Schon auch eine Strecke, aber so so gut! Unsere Füße qualmen und wir sind ehrlich kaputt. Das Zimmer ist einfach toll. Wir legen uns hin und gönnen uns die sorgsam gehütete Schokolade vom ersten Tag unserer Tour. Vielleicht mit zu hohen Erwartungen. Irre geil ist sie leider nicht. Ich weiß nicht was anders an der heißen Schokolade war, aber weder das Fudge noch die Vollmilchschokolade mit dem salzigen Karamell noch die weiße Schokolade können da mithalten. Da bleiben wir doch lieber bei Hachez – von denen wir auch zwei bis drölf Tafeln für den gleichen Preis bekommen hätten. Mir hat der zarte Schmelz und das feine Aroma gefehlt. Was wiederum die heiße Schokolade konnte… vielleicht waren meine Geschmacksnerven auch einfach taub von Haggis und Kartoffel… Kopf aus. Netflix an. Wir geben “Disenchantment” noch eine Chance. Ja, irgendwie mag ich den dämlichen Elf doch ganz gern.

Tag X – botanischer Garten, Oink und Parade

Wir sind etwas unschlüssig was wir heute unternehmen wollen. Mein Mann schlägt den botanischen Garten vor. Kann jetzt noch nett in Blüte stehen, kann aber auch schon öde sein. Gehen wir mal schauen! Definitiv ist dieser Garten ein Ausflug wert. Der Eintritt ist frei, sofern man nicht in die großen Gewächshäuser möchte. Das Wetter hält soweit und wir schlängeln uns um Bäume, Sträucher, Blumen.    Mal mit mal ohne Blüten, graue Eichhörnchen soweit das Auge reicht. Ein See mit Graureihern und Enten. Riesige unglaublich riesige Bäume und das alles hier in Schottland! Gerade rechtzeitig zu einem infernalischen Regenguss erreichen wir das Hauptgebäude. Wir machen halbwegs schlapp. Das viele herum gehen sind wir einfach nicht gewohnt. Als es endlich weniger schüttet machen wir uns Richtung City auf. Nach ein paar Minuten hat es ganz aufgehört zu regnen und die Sonne kommt heraus. Wir steuern das nächstgelegene Oink an. Seit unserem letzten Besuch sind zwei weitere Stores hier gewachsen. Zum Mittag gibt es für jeden eine mittlere Portion mit Haggis und Apfelsoße. Für meinen Mann gibt es eine Tüte Chips dazu, für mich ein Shortbread in Schweinsform. Ich bin aber auch eine Mekeltante. Das Fleisch ist so fein gepulled, dass es mich eher an Thunfisch als an Schwein erinnert. Bisschen sparsam mit der Apfelsoße und dem Haggis die Jungs, der Keks ist aber großartig. Gestärkt geht es weiter. Wir treiben uns am liebsten auf der Victoria Street herum. Oh, nein. Irgendwas ist hier los. Menschen, fürchterliche Blasmusik. Aha. Paradenseptember. Kilt Walk, 280 Pferde sind heut Morgen schon hier durch marschiert. Wir halten kurz in der Clam Shell und holen uns den obligatorischen frittierten Marsriegel und verkrümeln uns. Wir laufen kreuz und quer. Setzen uns einen Moment auf den Grassmarket Square. Merkwürdige Transporter fahren hier herum. Wie alte Viehtransporter. Kleine Kastenwagen mit fast schon grotesk großen Schiebetüren an den Seiten. Ach! Die sammeln die Pferde von heut Morgen ein. Ich glaube keiner der Wagen dürfte in Deutschland überhaupt auf der Straße sein. Die Karte in meinem Kopf scheint verdreht. Ich möchte den Transportern folgen und gucken wo sie die Pferde geparkt haben. Wir finden eine Straße die von Transportern überquillt, aber keine Pferde. In meiner Kopfkarte sollte sich hier das dynamic Earth befinden, am Fuße des Arthurs Seat mit einer großen freien Fläche. Die ist aber genau auf der anderen Seite, es würde auch kein Sinn machen die Pferde, dort zu parken. Darüber bekomme ich mich mit meinem Mann in die Haare, ich habe ihm doch genau gesagt wo ich denke wo wir sind…! Es geht zurück ins B&B, kleiner Zwischenstopp in einem Supermarkt. Wir brauchen neue Getränke und… noch mindestens drei verschiedene Flaps Jacks! Am Abend fahren wir noch einmal in die City. Wir gönnen uns ein Uber Taxi. Wie komfortabel das ist! Wir steuern das Babba Q an. Für Daniel gibt es einen Burger mit Blauschimmel Käse (oha, den hatte ich beim letzten mal und da war er meinem Mann noch zu käsig…) dazu Süßkartoffelpommes. Ich fand schon gestern den “Dirty Donuts” beim kurzen Blick auf die Karte äußerst sexy. Na dann! Weil wir zur Zeit in einem Zustand der völlig Überfressung schweben, ich morgens schon gar nicht mehr essen konnte, es aber doch irgendwie zwei Tafeln Schokoladen in mich geschafft haben, bestellen wir nur einen Milchshake. Blueberry Muffin. Leider geil. Den Burger meines Mannes kannte ich ja nun schon. Ein solides Teil, ohne großen Schnickschnack. Mein Burger… ja dirty und wie. Zwei glasierte Donuts (je einen oben und unten) dazwischen Speck mit Pfefferkruste, Burgerpatty, Käse, garniert mit einer weiteren Scheibe gepfefferten Speck und Puderzucker. Alles übergossen mit Sirup. Nein. Das war wirklich pervers! Wir haben beide auf einen Nachtisch verzichtet. Wir sind noch kurz Richtung Camera Obscura und zum Schloss. Am Schloss ist noch eine riesige Hochtribüne aufgebaut. Hat was von Hogwarts und Quidditch. Wir haben uns dann ein Uber zurück zum B&B gerufen. Damit endet auch unser letzter Tag in Schottland. Mir ist etwas schwer ums Herz. Einerseits vermisse ich unheimlich meinen Leximann, anderseits mag ich einfach viel zu sehr hier sein.

XI – Aufbrauch, Flug des Grauens und Käsebrötchen

Mühsam schäle ich mich aus meinen Bett. Es ist leider unvermeidbar. Ich muss runter an den Frühstückstisch. Ich mag aber nichts essen. Nie. Nie wieder! Es gibt einen Löffel Joghurt und eine Tasse Tee. Wir werden erst spät zuhause sein und ich muss doch… Nein. Bäh. Langsam packen wir unseren Koffer. Auch da müssen wir durch. Während mein Mann die Übernachtung bezahlt, lese ich ein paar Seiten und versuche nicht an den vollen Flughafen zu denken. Es dauert eine Ewigkeit bis er wieder da war. Hatte wohl ein gutes Gespräch mit den Gastgebern. Seit 28 Jahren sind sie in Schottland. Seit 18 Jahren führen sie das B&B und ja es ist elend voll geworden. Schuld daran auch die vielen Events die im August und September stattfinden. Sie berichten von den unterschiedlichen Gästen und mit was für unterschiedlichen Erwartungen sie kommen – vor allem weil man das Konzept des B&B so in vielen Ländern gar nicht kennt. Mit Uber geht es Richtung City. Wir haben schon ein Ticket für die Tram. Deshalb nur den halben Weg. Jetzt mit Koffer hin und her und dann auch noch Bus fahren. Dazu sind wir ehrlicherweise zu faul und auch etwas bequem. Der Tag wird noch lang genug. Der Fahrer ist sehr nett. Bringt uns viel näher zur Tram als wir eigentlich geplant hatten. Wir warten auch nur einen Moment, dann geht es los. Endgültig Tschüß. Die Zeit hier am Flughafen vergeht immer deutlich schneller als in Deutschland. Mein Mann versucht mir noch eine Tüte Chips aufzunötigen. Bäh. Ich esse nie wieder was!
Boarding. Jetzt schon? Ich muss nochmal Pipi! Na, dann aber schnell!
Hoffentlich haben wir nicht wieder drei Stunden Verspätung. Nein, das nicht, aber das Glück eine Reihe vor uns und eine hinter uns Kleinkinder sitzen zu haben. Sie scheinen sich mit der Brüllerei abgesprochen zu haben… Ich werde es nie verstehen können, warum man seine Kleinkinder in Flugzeuge stopfen muss. Ich werde auch nie verstehen, mit welche einer Selbstverständlichkeit man sich breit macht und andere Leute dazu nötigt ihre gebuchten Plätze zu räumen. Wir sind halbwegs gewappnet. Doch so laut kann man ein Hörbuch gar nicht aufdrehen. Nachdem jeder als erstes das Flugzeug verlassen wollte, gehen wir als letzte. Nachdem jeder als erstes seinen Koffer vom Band nehmen will, rammel ich mich dazuwischen und ziehe unseren vom Band. Auch ganz wichtig: Man muss direkt vor dem Kofferband stehen um seinen Koffer ja nicht zu verpassen! Verpasst man ihn geht er nämlich direkt ins Höllenfeuer auf nimmer wiedersehen verschütt. Natürlich ist es auch absolut essentiell, nach seinem Perso zu kramen und zwar mitten im Gang. Genauso wie man sein Kind mitten im Gang ablegt – das konnte die Putzkolonne allerdings ähnlich gut. Ja, ich bin tierisch genervt. Mein Mann als Spielkalb muss natürlich die automatische Passkontrolle ausprobieren. Ausweis in die Luke, ab in die Kammer. Monitor und Kamera fahren herunter. Bitte nicht lächeln. Plink fertig! Dank meines ausdruckslosen Gesichtes dauert es bei mir ein paar Sekunden. Mein Mann war vorher drin und kommt später heraus. Ich muss kichern. Es ist ziemlich warm in Hamburg. Langsam meldet sich auch mein Magen. Endlich am Auto angekommen begutachte ich das was in meiner Wasserflasche gewachsen ist. Riecht gar nicht mal so eklig. Wir steuern den nächsten großen Supermarkt an. Heute Morgen noch habe ich mich über die Vorstellung lustig gemacht in Deutschland erstmal nen Brötchen und ne Packung Käse zu kaufen, jetzt und hier ist es die beste Idee der Welt. Also Brötchen und Käse, Wasser, Cola und die längste Praline der Welt mit Spekulatius gekauft – tatsächlich haben wir in Ullapool schon das erste Weihnachtsgebäck entdeckt. Nicht ganz so prominent platziert wie hier, aber ja. Auch da. Aber ja, was erwartet man auch bei 28 Grad Mitte September anderes außer Spekulatius und Lebkuchen! Auf einem Rastplatz gönnen wir uns unsere Käsebrötchen. Im Nest stelle ich fest, das es so schlecht hier gar nicht ist. Morgen holen wir den kleinen Mann ab. Ich freu mich. Und das nächste Abenteuer kommt bestimmt. Bestimmt ohne Flugzeug und ohne blöde Menschen. Dafür mit Lex und vielleicht auch…

Ende 

vor 6 Jahren

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